1966

Vorsitzender Werner Schmidt

1966 wurde Werner Schmidt zum neuen Vorsitzenden gewählt. Es ist die Zeit der massivsten Eingriffe in die Natur der Nieder-Röder Gemarkung. Die Feuchtbiotope Gänsesee, Molchegräbchen und der Mannsee wurden zugeschüttet, um dort die Hallen der IBM und des Postfrachtzentrums zu errichten. Ziel des Vorsitzenden Werner Schmidt war die Schaffung eines ernst zu nehmenden Vereins durch Gewinnung vieler Mitglieder und fachlich kompetente Arbeit. Am 29. März 1968 wurden Philipp Simon und Wendelin Schüler als fachliche Berater in den Vorstand gewählt. Engelhard Ehresmann wurde zum Ortsvertrauensmann berufen, mit der Aufgabe, eine ständige Kommunikation zwischen Gemeinde und der Ortsgruppe herzustellen. Der Verein hatte um die 40 Mitglieder. Um das zunehmende Umweltbewusstsein zu nutzen und bessere Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, wurde 1973 erstmals mit Irmfried Krausch eine Pressereferentin in den Vorstand berufen. Großen Aufschwung im Vereinsleben gab es durch die Anmietung einer Gartenhütte am Waldrand und die Einführung der bis heute üblichen monatlichen Mitgliederversammlungen. Dort entstanden die Freundschaften, die dem Verein einen über Jahre prägenden, familiären Charakter verliehen. Unter der Führung von Wendelin Schüler wurden jährlich zwei Vogelstimmenwanderungen durchgeführt, die morgens um 4.00 Uhr an der "Bachbrücke" am Dieburger Weg begannen, um den ersten Gesang von Amsel und Rotschwanz zu hören. Neben den jährlichen Winterfütterungen und dem Aufhängen von Nisthilfen wurden regelmäßig Filmabende und Ausstellungen veranstaltet. "Als das wohl größte und erfolgreichste Ereignis seit Bestehen unserer Ortsgruppe" bezeichnete der Vorsitzende Werner Schmidt die Vogel- und Lehrschau vom 7. November 1971 in der Alten Schule und im Schwesternhaus. Die Presse berichtete von 800 bis 900 Besuchern. Den Verlust der wirtschaftlichen Interessen zum Opfer gefallenen Feuchtgebiete versuchten die Naturschützer durch Anlegen von Tümpeln und Teichen im Wald auszugleichen. Mit finanzieller Hilfe des Landes Hessen pachtete der Verein am 24.3.1974 von der damals noch selbstständigen Gemeinde Nieder-Roden ein Wiesengelände neben der Lache an, hob einen Teich aus und baute ihn bis zum Jahr 1985 zum "Vogelsee" aus. Er gehört heute zum Naturschutzgebiet Lache.
1958

Vorsitzender Hans Hermann

Bereits vor Gründung der Ortsgruppe hatte Nieder-Roden einen offiziellen Vogelbeobachter: Philipp Simon. Er beringte Vögel und meldete seine Beobachtungen an die Vogelschutzwarte in Frankfurt weiter und war somit Vorbereiter für einen organisierten Naturschutz. Während des 2.Weitkrieges wurde das Bett der Rodau im Süden Nieder-Rodens zugeschüttet und das Wasser über den kanalisierten und tiefer gelegten Wiesengraben umgeleitet. Die Industrialisierung in den 1950er Jahren machte auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Natur- und Kulturlandschaft dienten als Ressource für den wirtschaftlichen Aufschwung. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, aber vorwiegend aus Freude an der Natur und dem gemeinsamen Naturerlebnis wurde die Ortsgruppe Nieder-Roden im Bund für Vogelschutz (BfV) gegründet. Hans Herrmann, Leonhard Eberhard, Josef Polky, Philipp Simon und Robert Wöhl gründeten am 13. Juni 1958 in der Alten Schule die Ortsgruppe Nieder-Roden. Am 23. Juli 1958 trafen sich 26 Mitgliedern zur ersten Mitgliederversammlung im Lokal "Zum Hessischen Hof" und wählte einen Vorstand. 1.Vorsitzender wurde Hans Hermann, sein Stellvertreter Förster i.R. Gustav Maier, vorläufiger Schriftführer Bürgermeister Johann Weyland und Rechner Josef Polky. Die älteste Liste der "vorhandenen und beobachteten Vogelarten" des NABU datiert vom 10.9.1958. Sie übermittelt uns einen ersten Überblick über die damals heimische Vogelwelt. Nach einigen nachträglichen Ergänzungen dürfte von ca.100 heimischen Vogelarten im Jahr 1958 auszugehen sein. Das älteste Protokoll einer Versammlung datiert vom 7. November 1958 und weist eine Nistkastenkontrolle von 96 Nistkästen in der Gemarkung Nieder-Roden aus. Sie dokumentiert, die frühe Notwendigkeit des Einsatzes von Nistkästen "als Krücken" für fehlende Brutmöglichkeiten.