Der Haigergrund in Königheim, vom Terrain her ein uns unbekanntes Gebiet, ist ein ehemaliger Weinberg an Steillage mit charakteristischem Kalkmagerrasen. Das 59 ha große NSG ist Teil des Natura-2000-Gebietes nordwestliches Tauberland und Brehmbach. Wissenschaftlich ist das Gebiet wegen seiner Succzessionsstadien interessant. Kalkmagerrasen sind arm an Stickstoff und Phosphor.
Geologisch handelt es sich um die nordwestlichen Ausläufer der Süddeutschen Stufenlandschaft, die sich bis in die schwäbische Alb fortsetzten. Hier wechseln sich Muschelkalklagen aus einem Flachmeer des Erdmittelalters (vor 200 Millionen Jahren) mit flachwelligen Lössebenen und plateauartigen Landschaften ab. Im Muschelkalk finden sich Versteinerungen von z.B. Muscheln und Seelilien.
Skeptisch, ob wir nicht doch noch etwas zu früh im Jahr sind, konnten wir uns bei sonnigem und trockenem Wetter an seltenen botanischen Besonderheiten erfreuen.
Nachdem der Weinberg aufgegeben wurde, pflanzte man als Bewuchs standortuntypische Schwarzkiefern an. Auch der Wacholder verbreitet sich stark.
Am Steilhang des NSG standen etliche aufgeblühte Spinnen- und Fliegen-Ragwurz-Orchideen, Purpur- und Helm-Knabenkraut waren weniger zu finden und noch nicht voll aufgeblüht.
Unsere botanischen und zoologischen Experten Martin und Heinz führten uns in die Unterscheidungsmerkmale, nicht nur der Ragwurz-Orchideen, ein.
Die kleine Spinnenragwurz, (ophrys araneola) ist eine Sexualtäuscheblume, die durch die Form, Duft und Aussehen der Lippe der Blüte Insektenweibchen imitiert und frühe Insektenmännchen der Art (andrena combinata) anlockt. Das animiert diese mit der Blüte
zu kopulieren. Die Pollen werden so an den Körper des Insektes geklebt und schließlich zur nächsten Pflanze verbreitet. Große und kleine Spinnenragwurz unterscheiden sich durch die Größe der Unterlippe.
Die Unterlippe der Spinnenragwurz sieht einem Spinnenkörper, die der Fliegenragwurz der einer Fliege ähnlich.
Carex gehören zu der Familie der Sauergrasgewächse mit schneidenden Blättern. Es gibt ca .2000 Arten weltweit. Am Stängel treiben drei oder mehr Ähren aus, eine davon ist männlich die anderen sind weiblich. Oftmals ist die männliche Blüte rot-bräunlich, das Kraut ist immergrün.
In unseren Gärten findet man häufiger die carex pendula mit hängenden Ähren.
Mehrere Zipfelfalter begleiteten uns entlang des schmalen Saumpfades.
Die Märzenschnecke, auch Kaiserstuhlschnecke genannt, kommt hier vor. Sie ist eine Landschnecke (im Wasser vorkommende Art wird als Turmschnecke bezeichnet), Sie fällt bei Dürre in einen Trockenschlaf. Sie ist der Zwischenwirt des Leberegels, der das Gehirn und die Leber des Schafes befällt. Die Rodien werden von der Schnecke „ausgehustet“ und bleiben an Grashalmen hängen. Diese werden dann wieder vom Schaf gefressen und verbreiten sich in ihm.
Bruthöhlen des Bienenwolfes waren etliche zu sehen. Der Bienenwolf, ein Hautflügler, gehört zur Familie der Grabwespen. Auffällig ist am Körperbau der vergleichs-weise große Kopf.
Etliche weitere Blüher sind typisch für den Standort Kalkmagerrasen.
Das Picknick am Waldparkplatz war auch eine neue Erfahrung und von einigen vorbeikommenden Radfahrern freundlich bestaunt.
In der Bretzinger Wacholderheide wurden dann weitere Orchideen-Exemplare der Gattung Knabenkraut, das Manns- und das Helm-Knabenkraut, gesichtet. Auch hier dominiert der Kalkmagerrasen, ist er verbuscht, so nennt man ihn Wacholderheide.
Die stark dreilappige Lippe der Blüte ist ca 10 bis 20 mm lang. Die Lippenblätter des oberen äußeren und des inneren Kreises des Perigons (Blütenblatthülle) bilden einen Helm.
Große Bestände können sich auf unterem Muschelkalk bilden. Beobachtungen fanden heraus, daß Wildschweine ihre Knollen als Leckerbissen entdeckt haben. Sie stellen daher eine neue Gefahr für den Bestand der Pflanze dar.
Der Wacholder stand in voller Blüte, der Weissdorn war mit einer weiß-leuchtenden Flechte,
vermutlich Rentierflechte, überzogen.
Die farbigen Blüher, Roter Storchschnabel, Feld-Ehrenpreis, Frühlings-Fingerkraut und Wiesenschlüsselblume sowie die beachtliche, aber noch geschlossene Blüte der Bocksriemenzunge, zogen unsere Blicke an.
Diverse Schmetterlingsarten waren hier das Besondere. Die Segelfalter sind hier eine besonders seltene Art. Leider waren sie wegen ihrer schnellen Flugbewegung und der Entfernung nicht zu fotografieren.
Ein Stutzkäfer wurde auf dem Magerrasen mit etlichen Blühern wie Küchenschelle, Feldehrenpreis, Gewöhnlicher Reiherschnabel und Gewöhnlicher Natternkopf erkannt.
So kamen wir, nachdem wir im Hardheimer Antik-Cafe noch einen leckeren Kuchen und Kaffee genossen haben, erst gegen 18:00 Uhr zu Hause an.
Das Gebiet NSG Haigergrund und Bretzinger Wacholderheide waren außergewöhnlich wegen ihrer vielfältigen Flora und des Schmetterlingsreichtums. Einen Monat später im Jahr, sofern die Witterung mitspielt, sollte man gerade die Arten der Knabenkräuter in voller Blüte sehen.
Das nehmen wir uns für nächstes Jahr vor.
Quellen:
Textauszüge: K. Benedickt , Wikipedia
Fotos: bing, K.Benedickt, R.Geppert