Großer Trubel herrschte am Tag der deutschen Einheit auf den Vereinsgeländen der vier am Rollwald beheimateten Vereinen Naturschutzbund Rodgau, Schützenverein Gamsbock, Verein für Deutsche Schäferhunde und Pfadfinder Nieder-Roden 1952 e.V. beim Kelterfest 4.2., das auch im dritten Jahr scheinbar nichts von seiner Faszination verloren hat. Zu Hunderten pilgerten die Besucher zu dem beliebten Ausflugsziel für die ganze Familie, um die bunte Vielfalt an Aktivitäten, Informationen, Mitmachgelegenheiten und nicht zuletzt die kulinarischen Leckereien zu genießen. „Es werden jedes Jahr mehr Leute, die den frisch gepressten Süßen und die außergewöhnlichen und bunten Veranstaltungen drumherum nicht verpassen wollen“, frohlockten die beiden Vorsitzenden des NABU Richard Wenzel und Gerlinde Rapp. „Wir sind jetzt schon an die Grenzen unserer Kräfte gestoßen und könnten die zahlreichen Arbeiten ohne Hilfe nicht vereinsgebundener Helfer und Helferinnen nicht mehr bewältigen. Und das, obwohl ein paar Schildbürger des Landkreises Offenbach mit ihrer riesigen Informationwand „Ein Glücksfall für den Kreis Offenbach“ unsere Einladungtafel zum Kelterfest im IGEMO-Ständer am Ortseingang von Nieder-Roden verdeckten“.
Dreh- und Angelpunkt auf dem Gelände des Naturschutzbundes waren die Kelter und die vielen helfenden Hände der Zuarbeiter, wo die Besucher und Interessierte die Produktion des Süßen vom Apfel zum Saft beobachten konnten. Besonders aufmerksam und angetan zeigten sich die zahlreichen Kinder, die zusahen, wie die vorher gesammelten Äpfel gewaschen, geschnitten und geschnippelt, geschrettert und in die Kelter gekippt wurden, aus der dann der süße Saft in einen Eimer oder das darunter gehaltene Glas lief. Drei Hänger voller Äpfel verarbeiten auf diese Weise die fleißigen Helfer und Helferinnen zu dem begehrten, frischen Most. Der Absatz war so riesig, dass der Keltermeister Manfred Eberhard darauf drängen musste, eine ausreichende Menge sicher zu stellen, um noch zum Sommerfest nächsten Jahres den daraus entstehenden Apfelwein ausschenken zu können. Zum Süßen ließen sich die Besucher Handkäs mit Musik, Würstchen und Kartoffel- oder Kürbissuppe schmecken. Und natürlich mussten sie auch nicht auf Kaffee und selbstgebackenen Kuchen verzichten.
Das übrige NABU Gelände teilten sich aus den vergangenen Jahren alte Bekannte und vertraute Aussteller.
Der Pilzfachmann Harald Sattler erklärte an seinem liebevoll mit einheimischen Pilzen aller Art bestückten und ständig belagerten Stand den wissbegierigen Pilzsammlern und neugierigen Besuchern, wie die von ihnen gesammelten Pilze heißen und ob sie genießbar oder gar giftig seien.
Gleich nebenan konnte man zusehen wie Frau Brigitte Göllner Kränze mit Naturmaterialien flocht, die man auch käuflich erwerben konnte.
Bei den beiden Imkern Karin Wagner und Günter Keim konnte man lernen, dass Bienen das für den Wabenbau benötigte Wachs aus den Hinterleibsringen herausschwitzten und in der Natur, anders als bei Vorgaben durch die Imker, ganz unregelmäßige Waben bauten. Da das NABU Gelände auch Bienenkästen beherbergt, konnten die Besucher echten im und vom NABU Garten produzierten Honig käuflich erwerben.
Die Naturschützer selbst bewarben ihre eigenen Aktivitäten und die der Kindergruppe gleich am Eingang mit zahlreichen Fotos und einem Bücherflohmarkt. Klaus Benedikt informierte über den naturnahen NABU Garten und machte eine Führung, um interessierte Besucher zur Nachahmung anzuregen. Diese zeigten besonderes Interesse mit viele Fragen nicht nur zum naturnahen Garten, sondern auch zum Insekten- und Vogelschutz, zur Winterfütterung sowie, eher ungewöhnlich, zu von freilaufenden Katzen und vom Wolf ausgehende Gefahren.
Der frühere Vorsitzende Heribert Klee-Groh präsentierte sich als versierter Kinderbespaßer und managte die rege Nachfrage beim Kinder Quiz.
Gegenüber dem NABU Gelände bot der Schützenverein Gamsbock Schießen aus 10 m Entfernung mit dem Luftgewehr an. Mancher stellte dann doch fest, dass es gar nicht so einfach ist, mit ruhiger Hand das Gewehr zu halten. Im Vereinsheim konnten sich die Besucher aber durch einen von der Schützenjugend, die auch regelmäßig an Wettkämpfen und Meisterschaften teilnimmt, selbst gedrehten Film mit der Technik der Sportschützen vertraut machen. Außerdem betätigten sich die Jugendlichen mit Waffeln backen; selbst gebackener Kuchen und ein Chili con Carne Eintopf rundetet das Kulinarische ab. Die Vorsitzende Susanne Damm meinte überschwenglich, das Zusammenwirken der vier Vereinen, mit ihren vielfältigen und bunten Angeboten am Tag der deutschen Einheit, sei der beste Einfall, den man je gemeinsam gehabt habe.
Beim Verein für Deutsche Schäferhunde konnten die Besucher erleben, welche Dienste die Tiere bei guter Erziehung dem Menschen in den drei Bereichen des Hundesports, nämlich Spurensuche, Unterordnung und Schutzdienst leisten können. Nach der Vorführung einer für alle Zuchttiere abverlangten Wesensbeurteilung mit seinem Hund „Vito von der Kreuzwiese“ musste der erste Vorsitzende Jörg Schmidt einige kritische Fragen zur Hundezucht beantworten. Er berichtete, die Auslese bei seriösen Züchtern erfolge streng nach Gesundheit, einem ausgeglichenen Wesen und nach der erwünschten Arbeitsbereitschaft. Dabei werde auch ein DNA Test verlangt, so dass Zucht bedingte Missbildungen jedenfalls bei zertifizierten Züchtern nahezu kein Problem mehr sei. Kulinarisch boten die Hundeliebhaber ihren Besuchern eine Vielzahl von Leckereien vom Leberkäsweck über Pfefferbeißer und Spundekäs bis zum Schmalzbrot und Folienkartoffel. Zum ersten Mal wurde auch Umstädter Wein, unter Kennern als „vinum autmundis“ bekannt, serviert.
Die Pfadfinder lockten die Besucher mit Waffeln, Linseneintopf und dem Pfadfindertee „Chai“, der aus verschiedenen Früchten und Fruchtsäften nach einem geheimen Rezept hergestellt wird, das trotz des Angebots der Zahlung desdoppelten Preises nicht preisgegeben wurde. Die Aktivitäten und Vorführungen waren auf das jugendliche Publikum abgestellt und zeigten, was das Lagerleben alles zu bieten hat. Lagerfeuer, Bottons herstellen, ein Logo auf Leder prägen und das Aufstellen von Kothen, 1-6 Mann Zelte, die aus schwarzen Dreieckstüchern zusammengeknüpft werden, waren nur ein kleiner Teil der vorgeführten Aktivitäten. Der Stammesvorsitzende Michael Kriegsch erläuterte, die großen Zelte, Jurte genannt, würden aus schwarzen viereckigen Planen gebaut, in denen auch Feuer gemacht und gekocht werden könne. Der Rauch ziehe durch den am höchsten Punkt angebrachten Kothenkranz nach außen. Höhepunkt auf dem Gelände der Pfadfinder war ein Theaterstück, mit dem die Jungpfadfinder zeigten, wie man ohne Streichhölzer Feuer machen und wie schnell eine Kothe aufgebaut werden könne. Fertigkeiten, die sie bei ihren Ausflügen und Fahrten beherrschen und umsetzen, wie die Fotoausstellung im Haupthaus, das den Namen zu Ehren des langjährigen Stammesvorsitzenden Walter Keller und seiner Frau Irene trägt, tatsächlich bewies.
Text: Walter Weiland
Fotos: Karin Wagner, Walter Weiland und Klaus Benedickt