Vom Hainberg zum Dachsberg -  NABU wandert entlang des NSG Rotsohl-Thomassee und im Moos-Kiefern-Wald von Dudenhofen

Blick zum Thomassee
Blick zum Thomassee
Thomassee-Graben
Thomassee-Graben

Von der Gänsbrüh´ aus führte Klaus Benedickt vom NABU Rodgau die Teilnehmer*innen zum Rotsohlsee. Das Naturschutzgebiet (NSG) Rotsohl-Thomassee besteht aus einem Biotopverbund der beiden Stillgewässer mit den westlich anschließenden Feuchtwiesen.

Die Hainwiesen
Die Hainwiesen

Die Gräser auf den „Hainwiesen“, ehemals nasse Feuchtwiesen, hatten ihren Hochstand erreicht und der Wind sorgte für wellige Bewegung.

 

Die krautige Glatthaferwiese, die artenreiche Urform einer heimischen Grasflur, ist bereits artenarm. Die Auwiesen sind wegen der fehlenden Niederschläge viel zu trocken. Feuchtigkeitsliebende Pflanzen, wie das Kleine Knabenkraut, eine wilde Orchidee, oder

der Teufelsabbiss, eine Zeigerpflanze für Stauden-Hochfluren, kommen nicht mehr vor.


Kuckucks Lichtnelke, lychnis flos-cuculi
Kuckucks Lichtnelke, lychnis flos-cuculi
Gewöhnliches Hornkraut, cerastium holosteoides
Gewöhnliches Hornkraut, cerastium holosteoides
Scharfer Hahnenfuss, ranunculus acris
Scharfer Hahnenfuss, ranunculus acris

Kuckuckslichtnelke, Wiesenglockenblume, Feldehrenpreis, Scharfer Hahnenfuss und das Gewöhnliche Hornkraut, krautige Blüher, setzten die Farbtupfer. Sie kamen aber nur inselartig vor. 

Wiesen-Fuchsschwanz, alopecurus pratensis
Wiesen-Fuchsschwanz, alopecurus pratensis
Wolliges Honiggras ,holcus lanatus
Wolliges Honiggras ,holcus lanatus

Dafür dominierten Grasarten wie der Wiesen-Fuchsschwanz, Flaum-Trespe, das wollige Honiggras und verschiedene Rispengräser.


Landkärtchen, araschina levana, Quelle bing
Landkärtchen, araschina levana, Quelle bing
Zweifarbige Beißschrecke, metioptera bicolor, Quelle bing
Zweifarbige Beißschrecke, metioptera bicolor, Quelle bing

Schmetterlinge und Insekten konnten wir nicht entdecken. Einst kamen hier das Landkärtchen und die zweifarbige Beißschrecke vor.

Sollte es weithin so trocken bleiben, wird sich Kiebitz und Bekassine hier wohl kaum wieder zum Brüten einfinden. In den 90-er Jahren wurden hier 60 Vogelarten gezählt. Und übrigens, das Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023, würde eine feuchte Wiesenlandschaft auch bevorzugen. 

Rotsohlsee
Rotsohlsee

Das Feuchtbiotop Rotsohlsee, eine ehemalige Tongrube, wurde 1996 als ökologisch wertvollstes Biotop in der Gemarkung Rodgau bewertet und daraufhin unter Schutz gestellt.


Teichbinse u Seggenrieder
Teichbinse u Seggenrieder

Hier waren Amphibien wie Kreuz- und Erdkröte, Glattnatter und Feuersalamander zuhause.  Am und im Teich wachsen jetzt, nach erfolgten Pflegemaßnahmen, wieder Seggen-Rieder, feuchtigkeitsliebende Gräser, die Waldbinse und Saalweiden.

Einige Teilnehmer waren über die kleine Fläche erstaunt, sie erwarteten unter dem Bergriff „See“ wohl etwas Entsprechendes. Warum ist das also ein schutzwürdiges Biotop?

 

 

 


Jedes Biotop wird durch Sukzession (Einwanderung) untypischer Pflanzen und durch veränderte Witterungsbedingungen beeinflusst, es verbuscht. Die Vielfalt der erwähnten Pflanzen, Tier- und Insektenarten ist für dieses landschaftstypische Biotop charakteristisch. Daher soll sich der frühere Zustand des Biotopes wieder einstellen.

Durch Ausschabung und Entbuschung „saniert“, wurden die Flächen für die seltenen Arten wieder frei, schnell wachsende Pflanzen wurden zurück gedrängt.

Die Naturschutzbehörde, in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Rodgau und dem Forstamt führten diese Pflegemaßnahmen durch.

Plattbauch wbl .,libellula depressa
Plattbauch wbl .,libellula depressa
Gemeine Binsenjungfer, lestes sponsa, Quelle bing
Gemeine Binsenjungfer, lestes sponsa, Quelle bing

Verschiedene Libellenarten, wie Plattbauch und Binsenjungfer sind schon zu beobachten. Der Wasserfrosch setzte mehrmals zum Konzert an, er fühlt sich offenbar wieder zuhause. Die Nähe zu den Feuchtwiesen ermöglicht Insekten einen Wechsel in das Wiesenbiotop.

 

Nun zweigte die Gruppe in den Kiefern-Mischwald ab und gelangte an den Zaun der ehemaligen Opel-Teststrecke. 

Schutzhütte am Dachsberg
Schutzhütte am Dachsberg
Zwergfledermaus, pipistrellus pipistrellus, Quelle NABU Dt
Zwergfledermaus, pipistrellus pipistrellus, Quelle NABU Dt
Fledermauskasten
Fledermauskasten

Hier befindet sich ein Fledermauskastenrevier des NABU Rodgau. Kleinfledermäuse wie z.B. der Kleine Abendsegler, eine typische Waldfledermaus, leben hier. Sie jagen entlang der Waldwege und auch zwischen den Bäumen. Sie nehmen Insekten auch von Blättern auf.

 

Große Arten jagen meistens über den Baumwipfeln, sie brauchen eben mehr Platz im Luftraum.


Einige Arten wandern im Sommer bis zu 2000 km weit in die Nadelwälder Russlands und Nordeuropas und kommen im Winter nach Mitteleuropa zurück. Die meisten Arten überwintern in NRW. Sie schließen sich zu Kolonien von bis zu 2000 Tieren zusammen.

 Von den in Hessen vorkommenden 25 Arten, kann die Rauhautfledermaus immerhin 70 km/h schnell fliegen. 17 Arten stehen auf der Artenschutzliste (Rote Liste Hessen). Teichfledermaus, große und kleine Hufeisennase sind hier bereits ausgestorben. Die „Jäger der Nacht“ sind daher streng geschützt.

Der Charakter des Moos-Kiefern-Waldes wurde mehr und mehr deutlich.  Kiefer, Hainbuche, Traubenkirsche und teils Fichten dominieren den Baumbestand. Auch abgetrocknete Kiefern waren vielfach zu sehen. 

Wald Habichtskraut, hieriacum sylvaticum
Wald Habichtskraut, hieriacum sylvaticum
Gewöhnlicher Reiherschnabel
Gewöhnlicher Reiherschnabel
Kriechender Günsel
Kriechender Günsel

Etliche Blüher standen entlang des Weges.

Reh-, Schwarzwild, Eichhörnchen, Waldkauz, Großer Eichenbock, auch “Heldbock“ genannt, sowie Schwarzspecht gehören im Moos-Kiefern-Wald zur Tier- und Vogelwelt.

Torfmoose
Torfmoose
Torfmoose an Totholz
Torfmoose an Totholz

Große Flächen sind mit Moosen bedeckt, vermutlich eher Torfmoose. Die Bestimmung von Moosen ist an sich schwierig.

 Eine Seltenheit im  NSG Moos-Kiefern-Wald, das „Ordenskissen-Moos“ (leucobryum glacum), ist gesetzlich geschützt. Es gehört zu den Weiß-Moosen. Unter Feuchtigkeitsmangel färben sich die Triebspitzen gelblich-weiß, daher Weiß-Moos genannt. Es breitet sich kissenförmig aus.

Kiefern-Braunporling
Kiefern-Braunporling

Kurz vor dem Waldfestplatz entdeckten wir einen Kiefern-Braunporling mit dem lateinischen Namen „phaeolus schweinitzii“. Er wuchs in braun-gelblichen Fruchtkörpern treppenartig übereinander. Also, die Ähnlichkeit mit einem gebackenen Schnitzel stimmte schon.

Die Gänsbrüh'
Die Gänsbrüh'

An der Gänsbrüh', dem historischen Gänseteich Dudenhofen's, begrüßten uns die Wasserfrösche mit einem spontanen Konzert, passend zum Ende der Wanderung. 


Die Abendwanderer
Die Abendwanderer
 Nilgänse auf dem Teich
Nilgänse auf dem Teich

Hier hat sich nach einer „Generalsanierung“ vor einigen Jahren wieder eine typische Teich-Flora eingestellt. Das Große Schilfrohr hat eine inselähnliche Fläche besetzt und die Krebsschere sowie Teichrosen strecken ihre Blüten und Blätter aus dem Wasser.

 


Auch wenn es kaum Sichtungen aus der Tier- und Vogelwelt gab, so war der Wechsel zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Biotopen, doch interessant.  Es wurde deutlich, dass auch vor unserer Haustür der Artenschwund stattfindet, nicht nur im Fernsehen. Die in die Jahre gekommenen Schautafeln am Parkplatz geben einen anschaulichen  Vergleich dazu.

 18 Teilnehmer*innen haben auf dem Abendspaziergang mit dem Blick in die heimische Natur viele Eindrücke gewonnen.

 

Quellen:

Fotos: *bing, NABU Dt.de, K. Benedickt, R. Geppert

 

Texte: K.Benedickt, wikipedia.de