Im Seligenstädter Wald - Schmetterlinge in ihrem Lebensraum

Das Areal des Fledermaus-Lehrpfades im Seligenstädter Wald ist nicht nur in dieser Hinsicht beachtenswert. Auch Schmetterlinge finden hier entlang der feuchten Gräben und der ausgedehnten Wiesenfläche ein artenspezifisches Habitat. Über den Parkplatz an der Langschneise und in Verlängerung findet man Zugang zum Gebiet.

Reinhard´s Briefing
Reinhard´s Briefing

Reinhard Geppert klärte uns zu Beginn über sein Engagement zum regelmäßigen Schmetterlings-Monitoring auf und gab uns einen Überblick über das Areal am Fledermaus-Lehrpfad.

Auf dem Weg dahin hat uns ein Mitarbeiter des Forstes bereitwillig über seine Kontrollmaßnahmen zu schadhaften Bäumen informiert. Schon waren wir wieder mit dem Thema Trockenheit und Klimawandel konfrontiert. Erstaunlicherweise führten die Gräben, die die Langschneise Richtung Main queren, aber noch Wasser.

Keltergraben
Keltergraben

Der Keltergraben führt zu einem angrenzenden Feuchtgebiet. Hier wurde schon wiederholt der Bestand an Köcherfliegen (Trichoptera) begutachtet. Auch sie eine Art, die durch den Klimawandel und zunehmende Austrocknung der feuchten Areale, bedroht ist. Die letzte Studie zeigte einen erheblichen Rückgang an Larven. Mit 13.000 Arten ist sie die größte aquatische Insektenart.

Quelljungfer (cordulegaster boltonii)
Quelljungfer (cordulegaster boltonii)

Libellenlarven kommen hier natürlich auch vor. Sie leben in der Entwicklung zum adulten Insekt 5 Jahre im Wasser, danach besetzen sie für ein Jahr ein Revier. Dann ist das Leben, z.B. der zweigestreiften Quelljungfer, auch schon vorbei. Sie ernähren sich von Köcherfliegenlarven. 

Wasserskorpion (nepa cinerea)
Wasserskorpion (nepa cinerea)

Sein Lebensraum sind langsam fließende Kleingewässer und verschlammte Feuchtgebiete. Er gehört zur Familie der Skorpionswanze. Er lauert in Wassernähe auf Beute und ist ein schlechter Schwimmer. Er ernährt sich von Wasserflöhen, Insektenlarven und Kleinfischen. 

Graben mit Sediment
Graben mit Sediment

Diverse krautige Pflanzen standen am feuchten Wegrand.

Knollige Braunwurz (scrophularia)
Knollige Braunwurz (scrophularia)
Raupe des Braunwurz-Mönchs (cucullia verbasci)
Raupe des Braunwurz-Mönchs (cucullia verbasci)

 

An der knolligen Braunwurz, der Nektarpflanze des Eulenfalters, zeigte sich die Raupe des Braunwurz-Mönchs, auch goldbrauner Wollkraut-Mönch genannt. Es ist eine expansive Art, der Kopf trägt einen ausgeprägten Haarschopf. Sie ist in Deutschland und Mitteleuropa weit verbreitet.


Jakobs-Greiskraut (jacobaea vulgaris)
Jakobs-Greiskraut (jacobaea vulgaris)
Wald-Frauenfarn (athyrium filix-femina)
Wald-Frauenfarn (athyrium filix-femina)
Gewöhnl Wasserdost (eupatorium cannabinum)
Gewöhnl Wasserdost (eupatorium cannabinum)

Entlang des Grabens in der Dachsbau-Schneise, dessen Wasser zu einem nahen Teich fließt, konnten wir die Vielfalt der Hochstaudenflur erkennen. 

Sumpfkratzdistel (cirsium palustre)
Sumpfkratzdistel (cirsium palustre)

Sie dient vielen Schmetterlingslarven als Nahrungspflanze. Trotz der Stacheln wird sie auch von Kühen, sofern auf Weiden vorkommend, gefressen.

Insektenlarven im Blick
Insektenlarven im Blick

Große Flächen des Teiches waren von dem mächtigen Schilf (phragmites australis)  bewachsen.

Larven von Wasserinsekten, Taumelkäfer, deren Körper durch den Lichtreflex leuchteten, Wasserflöhe, Stichlinge und Kaulquappen bevölkerten das Habitat. 

Es kommen auch Berg- und Teichmolche vor, die wir aber nicht entdecken konnten.

Bei anhaltender Trockenheit wird der Teich von Braunalgen besiedelt, die die Biologie des Gewässers stark beeinträchtigen. 

Weitere Seggen, Binsen und Blühpflanzen standen am Rand.

Sumpf-Weidenröschen (epilobium palustre)
Sumpf-Weidenröschen (epilobium palustre)
Winter-Schachtelhalm (equisetum hyemale)
Winter-Schachtelhalm (equisetum hyemale)

Er wächst vor allem im nördlichen euro-asiatischen Raum, ist auch in Nordamerika verbreitet und ist immer von Wasser abhängig.


Erste Schmetterlinge sahen wir nun auf dem Weg zur westlichen Grenze des Fledermauslehrpfades. So sichteten wir (ohne Bildnachweis) den Admiral (vanessa atalanta), das Tagpfauenauge (aglais io), und etliche Rotbraune Ochsenaugen (pyronia thytonus). Auch viele Kohlweisslinge (pieris brassicae) zeigten sich jetzt bei Sonnenschein.

Schmetterlingswiese
Schmetterlingswiese

Die Wiese vor dem Seligenstädter Wald wurde von Reinhard als ein besonderes Schmetterlingshabitat erklärt. Vor der Mahd sollen hier normalerweise unterschiedlichste Schmetterlingsarten zu sehen sein. So z.B. der goldene Scheckenfalter (euphydryas aurinia), ein Exemplar aus der Gattung der Edelfalter. Die Wiese wird nicht gedüngt, was von Vorteil für das Angebot an Nahrungspflanzen der Schmetterlinge ist. Etliche Krautpflanzen zeigten sich schon wieder auf der Fläche. 

Rüsselzünsler (crambidae)
Rüsselzünsler (crambidae)

Ein Rüsselzünsler saugte an einem Grashalm.

An der Transsekt
An der Transsekt

Nun erreichten wir Reinhards Beobachtungsareal auch Transsekt genannt. Das ist eine festgelegte Strecke entlang der Wiese für das Schmetterlings-Monitoring. Zu bestimmten Zeiten und in einem festgelegten Rhythmus beobachtet und zählt Reinhard hier die Arten. So werden Veränderungen der Populationen festgestellt.

Landkärtchen (araschnia levana)
Landkärtchen (araschnia levana)
Braunkolbiger Dickkopffalter (thymelicus sylvestri)
Braunkolbiger Dickkopffalter (thymelicus sylvestri)
Schachbrettfalter (melangaria galathea)
Schachbrettfalter (melangaria galathea)
Braunkolbiger Dickkopffalter (thymelicus sylvestri)
Braunkolbiger Dickkopffalter (thymelicus sylvestri)

Auf der Waldwiese bekamen wird dann doch noch einige Raritäten zu sehen. 

 

Die Wiese in der Schneise ist ein hot-spot für Schmetterlinge. In trockenen Phasen zeigen sich hier 20-30 Exemplare pro Quadratmeter. Anfang der Woche zählte Reinhard lediglich 65 Exemplare, auf der gesamten Wiesenfläche, vorwiegend Große Ochsenaugen und Schachbrettfalter. Das sind erheblich weniger Arten als in einem normalen, feuchteren Sommer. In sehr heißen Sommern vertrocknen die Eier der zweiten Generation, die die Schmetterlinge an die Grashalme heften oft. Das trägt auch zu einem temporären Rückgang der Arten bei.

Am südlichen Rand der Waldschneise, wo ebenfalls ein nasser Graben verläuft, zeigte.

sich ein imposanter Blüher.

Bittersüßer Nachtschatten (solanum dulcamara)
Bittersüßer Nachtschatten (solanum dulcamara)

Es handelt sich um eine Ranke die sich bis zu 10 Meter weit ausbreiten kann.

In Trivialnamen auch Alpranke oder Wasserranke genannt. Ihre „verlockenden“ Beeren schmecken zuerst bitter, dann mit Speichel versetzt, süß. Sie ist wie alle Nachtschattengewächse in Teilen giftig. Die Stengel werden arzneilich genutzt, nach der Tabakverordnung darf sie aber nicht in der Tabakprodukten eingesetzt werden.

Brombeere (rubus fruticosus)
Brombeere (rubus fruticosus)
Brombeere (rubus fruticosus)
Brombeere (rubus fruticosus)

Die attraktive rosafarbene Blüte der Brombeere ist beliebt bei Schmetterlingen. Die Ranke breitet sich entlang der nahen Waldwege zu immer größer werdenden Wällen aus. Die Sukzession ist in vollem Gange. Entlang der Gräben hat man daher schon mit der Reduktion von Büschen und jungen Bäumen begonnen. So sollen die Hochstauden wieder Platz zum Wachsen haben.

Großes Heupferd (tettigonia viridissima)
Großes Heupferd (tettigonia viridissima)

Das Große Heupferd gehört zur Unterordnung der Langfühlerschrecken. Es weist erstaunliche Merkmale auf. An den Flügeln befinden sich sogenannte Stridulationsorgane, die zusammen geschlagen, einen akustischen Ton erzeugen. Aber nur die geschlechtsreifen Männchen „schwirren“. Die Ohren beider Geschlechter befinden sich knapp oberhalb des Kniegelenkes der Vorderbeine. Die Weibchen haben am Körperende einen Legebohrer mit dem sie ihre Eier in den Boden legen. Ein Biß mit den Mundwerkzeugen (Mandibeln) kann schon schmerzen. In naturnahen Gärten stellt sich das Große Heupferd schon mal ein, da es räuberisch von Insekten lebt.

Entlang des Fledermaus-Lehrpfades streiften wir verschiedene Kleinbiotope. Sie boten uns einen Einblick in die Wasserbiologie, die Flora der feuchtigkeitsliebenden Hochstaudenfluren und den Lebensraum der Schmetterlinge.

 

Im Biergarten am Harressee, bei teils kräftigem Wind, ließen wir die Exkursion gemütlich ausklingen.

 

Quellen:

Texte/-auszüge: K. Benedickt, wikipedia

Fotos: fotocommunity, K.Benedickt, R.Geppert, F.Morrison, D.Arnd