StreuObstBauer: "...ich habe einen sehr schönen Mispelbaum auf meiner Wiese stehen..."
Geniesser: "...da können Sie ja sehr viele Mispelchen daraus machen..."
NaturAzubi: "...Misteln wachsen doch auf den Bäumen als Halbschmarotzer..."
Schlauberger: ... achten Sie doch auf den Buchstaben "p" und "t" in Mispel und Mistel.
Die Mistel will keiner essen, sie ist nämlich giftig.
Die Mispel ist ein Baum verwandt mit Apfel und Birne etc. und wird erst langsam wieder bekannt, weil die Frucht industriell schwer handhabbar und nur etwas für den erwachsenen Geschmack ist.
Das Mispelchen kommt aus der Apfelweinkneipe und wird mit Calvados und den Früchten der Japanischen Wollmispel auch bekannt unter dem Namen Nispel, Nespola, Nispola gemacht…
Die Mispel finden wir heute vereinzelt auf den StreuObstWiesen. Sie ist als Rosenholzgewächs verwandt mit Äpfeln und Birnen.
Die Mispel wird schon in der im Jahre 800 erlassenen Landgüterverordnung von Karl dem Großen aufgeführt.
Der Kaiser legte darin fest, welche Pflanzen auf seinen Gütern anzubauen seien um eine gesunde Ernährung sicherzustellen.
Die Mispel galt als eine der wichtigen Obst- und Heilpflanzen und spielte wohl eine bedeutende Rolle in der mittelalterlichen Landwirtschaft und Medizin.
Im Laufe der Jahre verschwand die Mispel aus unserem Ernährungsbewusstsein. Sie lässt sich nicht so gut industriell verarbeiten und die Ästhetik ist auch eine andere als bei Äpfeln und Birnen.
Ich wusste lange nichts mit dem Mispelbaum anzufangen, außer der Abwechslung und dem "Neuartigen" auf der StreuObstWiese, bis ich eine Kiste davon beim türkischen Gemüsehändler in Dietzenbach gesehen habe.
Was macht die türkische Großmutter mit den Mispeln: Essen sagt der Gemüsehändler. Wühlt aus der Kiste eine weiche Frucht heraus, reist die Schale auf, quetscht das Fruchtfleisch heraus und lässt es sich schmecken.
Das war ein vollkommen neuer Geschmack. Irgendwo finde ich etwas apfeliges und etwas birniges. Ein mehliger brauner Brei, der interessant und neu für mich war.
Woher weiß man, dass die Mispelfrucht reif ist?
Nach dem ersten Frost wird die Frucht weich, dann lässt sich das braune Fruchtfleisch heraus lutschen oder löffeln, die Kerne spuckt man aus.
Man kann die am Baum gereiften Früchte kurz vor dem Frost ernten und einfrieren. Zum Verzehr taut man nur so viele Früchte auf wie man essen will. Wir hatten die Mispeln zusammen mit den letzten Äpfeln geerntet und im gleichen Korb gelassen. Durch die Reifegase des Apfels wurden alle Mispeln auf einmal reif.
Die Mispeln wurden geschält, durch die Moulinette gedreht und der braune Brei für die spätere Verwendung eingefroren. Man kann Pralinenfüllungen oder Parfait daraus zubereiten. Die Früchte können vergoren und Schnaps daraus gebrannt werden.
Es gibt verschiedene Mispel-Sorten. Angenehm schmecken:
Die Großfrüchtige von Nottingham, Süße Mispel, Royal, Kernlose, Evreinoffs Monströse, Frühe Englische, Holländische Großfrüchtige, Krim.
Die Beschreibung der Sorten kann der Leser sich erGoogeln oder im Wissen Ordner in der NABU-Rodgau Cloud finden.
Eine alte Kulturpflanze hinterlässt Spuren in der Literatur und Ortsnamen. Shakespeare verwendet das reifen der Früchte als Bilder in "Romeo & Julia" und in "Was ihr wollt."
Der Name Mespelbrunn leitet sich von der mit Mispeln umstandenen Quelle ab.
Die Städte Geldern und Viersen tragen Mispelblüten in ihrem Wappen. Um Viersen kann man auf der Mispelroute rund um die Stadt wandern. Konditoren pflegen die Herstellung von Süßspeisen auf Mispelbasis.
Die Nispero habe ich zum ersten Mal in der Provinz Alicante gegessen. Der Geschmack war sauer, sonst nichts, auch der Saft aus dem Tetrapak war gezuckert und langweilig.
Irgendwie hat die Nispel ihren Weg in die Apfelweinkneipe als Mispelchen gefunden. Die gekochten und gezuckerten Früchte kann man im Selgros in der Dose kaufen. Zusammen mit einem Calvados mischt man sich daheim ein Mispelchen nach eigenem Geschmack.
Die Japanische Wollmispel wird rund um das Mittelmeer angebaut. Man kann die Frucht roh essen oder zu Saft, Marmelade, Cutney etc verarbeiten. Der Baum wächst vereinzelt und kleinwüchsig auch bei uns. Er ist kälteempfindlich und Früchte habe ich an keinem Baum gesehen.
Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, der Parasit entzieht der Wirtspflanze Wasser und Nährstoffe, betreibt aber anders als Vollschmarotzer selbst Photosynthese.
Nach starkem Wind und Regen findet man im Dudenhöfer Kieferwald oft Beeren und Blätter auf den Wegen.
Auf unseren gute gepflegten StreuObstWiesen im Rodgau kenne ich keinen befallenen Obstbaum. Im umliegenden Odenwald oder Spessart ist das ein Problem. In den ungepflegten StreuObstWiesen haben sich Misteln breitgemacht und zerstören die Obstbäume.
Es ist wichtig die Misteln in den Obstbäumen zu bekämpfen.
Bei der Baumpflege genügt es junge Misteln durch Ausstemmen oder Bohren zu entfernen. Ist die Pflanze älter als 3 Jahre, hat sie Seiten- und Senkwurzeln gebildet, dann muss der befallene Ast weit genug hinter der Mistel, oft mehr als 30cm zurückgesägt werden.
Auf der Webseite www.nabu.de findet man mit dem Suchwort "mistel" mehr Detailinformation über die Pflanze und deren Bekämpfung.
Die Mistel steht nicht unter Naturschutz.
Das gewerbliche Sammeln für den Verkauf (z.B. als Weihnachtsdekoration oder für medizinische Zwecke) benötigt jedoch eine behördliche Genehmigung.
Alle Pflanzenteile sind leicht giftig und sollten nicht gegessen werden. Die Mistel findet neben der Anwendung im Zaubertrank der Druiden auch Verwendung in der Homöopathie und der Anthroposophischen Medizin. Einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit gibt es nicht.
Quellen: Wikipedia, Internet
/KK