Die lautlosen Jäger der Nacht

Den Waldkauz als geduldiges Fotomodell entdeckte NABU-Mitglied Mathias Störch bei seiner Fotopirsch, Foto: Störch
Den Waldkauz als geduldiges Fotomodell entdeckte NABU-Mitglied Mathias Störch bei seiner Fotopirsch, Foto: Störch
Ein putziger Gesell auf Dudenhofens Streuobstwiesen ist der Steinkauz, Foto: Störch
Ein putziger Gesell auf Dudenhofens Streuobstwiesen ist der Steinkauz, Foto: Störch

Für die Aktiven des Eulenprojekts war es ein bedeutender Schritt. Ende November hängten Naturschützer zwei Bruthilfen für den Waldkauz auf. Die Eulenart soll in der Nähe der Hainhäuser Waldfreizeitanlage wieder brüten können. Wenn die Aktion Früchte tragt, sorgen die Vögel jetzt zum Winterausgang für die nächste Generation.


Eine neue Heimat für den Waldkauz installierten Mathias Störch, Rudolf Siebert und Klaus Benedick, Foto: Pulwey
Eine neue Heimat für den Waldkauz installierten Mathias Störch, Rudolf Siebert und Klaus Benedick, Foto: Pulwey

Unter dem Arbeitstitel „Arbeitsgruppe Rodgau-Kauz“ kümmern sich Mitglieder des Naturschutzbundes (NABU) Rodgau um den Schutz der Nachtjäger. Mit Expertise und handwerklichem Können unterstützen die Naturfreunde Klaus Klein aus Dudenhofen und der Jügesheimer Uli Grimm.

Mathias Störch aus Hainhausen hatte die Idee, den Waldkäuzen unter die Fittiche zu greifen. Wenn ihm neben seinem Beruf Zeit für ein Hobby bleibt, dann nimmt er gerne die Kameraausrüstung mit in die Natur und macht „Jagd“ auf Greifvögel. „Angefangen habe ich mit Fotos von Bussarden und Rotmilanen“, plaudert der Hainhäuser über seine Freizeitbeschäftigung. Später faszinierten ihn die Eulen: „Man weiß, dass sie da sind, sieht sie aber nicht“. Nur durch die Rufe verraten sich die Jäger der Nacht. Da sie sich gut getarnt auf Bäumen verstecken, bleiben sie für menschliche Augen nahezu immer unsichtbar.

Dann kam das schlimme Unwetter im August 2019. Die Gewitterfallbö verwüstete besonders im Westen Jügesheims und Hainhausens ganze Waldabteilungen. Wo der Waldkauz seine Brutgebiete besetzte, fehlten nun die Bäume mit natürlichen Nisthöhlen. Menschliche Hilfe war gefragt. Der Waldkauz stand zwar nicht unter Schutz. Trotzdem warteten die Naturfreunde nicht, bis die Tierart auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten auftauchen würde.

Mathias Störch nahm sich der Präventionsarbeit an. Ein Telefonat mit dem NABU-Vorstand brachte mit Vorstandsmitglied Klaus Benedickt und Herbert Schmidt zwei Vereinsmitglieder in die Reihen der neu gegründeten „Arbeitsgruppe Rodgau-Kauz“. Der Nieder-Röder Herbert Schmidt setzt sich seit über 20 Jahren für die Bestandskontrolle und den Schutz der Tiere ein. Mit Kameraden oder auf eigene Faust sammelte er Erfahrung beim Reinigen der Niströhren und der Beringung der Tiere.

Die Leitern waren gesichert, mit dem Akkuschrauber befestigten Naturschützer die Waldkauznistkästen am Baum, Foto: Andreas Pulwey
Die Leitern waren gesichert, mit dem Akkuschrauber befestigten Naturschützer die Waldkauznistkästen am Baum, Foto: Andreas Pulwey

Aber wie lässt sich dem Waldkauz helfen, der visuell kaum zu entdecken ist? Die Forstamtmänner des Forstamts Langen plädierten für künstliche Nisthilfen und brachten ein Waldstück südlich der Waldfreizeitanlage Hainhausen ins Gespräch. In der lichten Bodenvegetation können die Eulen ihre Beute orten und packen.

Die Untere Naturschutzbehörde übernahm den finanziellen Teil der Anschaffung. Aus Holz gefertigt, schützen die menschengemachten Bruthöhlen den Waldkauznachwuchs in dessen ersten Lebenswochen.

Mathias Störch, Klaus Benedickt und Rudolf Siebert zimmerten in Hainhausen die beiden hölzernen Bruthöhlen an die Bäume. Nun warten die Naturfreunde auf wohnungssuchende Eulenpaare.

An anderer Stelle in Rodgau hat der Eulenschutz eine deutlich längere Tradition.

 

 

Im Osten Dudenhofens beobachtet und betreut die „Arbeitsgruppe Rodgau-Kauz“ einen kleineren, nächtlichen Jäger: den Steinkauz.

Klaus Klein führt auf den Wiesen Richtung Seligenstadt seit Jahrzehnten die mehr als 40-jährige Arbeit des ehemaligen Revierförsters von Dudenhofen, Herbert Klee fort. „Der Steinkauz kommt nur noch punktuell in kleinen Gebieten in Deutschland vor“, kennt Klaus Klein die Gefahren für die Population. Mit schätzungsweise 6 000 Brutpaaren steht die Tierart auf der Roten Liste und gilt als gefährdet. Die Gründe sieht der NABU im Rückgang des Lebensraums Streuobstwiese.

Um diese ursprüngliche Landschaftsform zu schützen, plädiert Klaus Klein für regelmäßige Mahd der Wiesen. Auf gut gepflegten Streuobstwiesen findet der Steinkauz eine ideale Basis für die Jagd. Dabei hält er die Mäusepopulation klein, die gerne an den Wurzeln der Obstbäume nagt.

Und noch eine Bitte äußert der erfahrene Eulenschützer: „Die in den Obstbäumen deutlich erkennbaren Steinkauzröhren sollten in Ruhe gelassen werden“. Besonders ab Mai, wenn die Steinkauzeltern brüten, müssen Spaziergänger auf Distanz bleiben.

Die „Arbeitsgruppe Rodgau-Kauz“ hat vergangenes Jahr einen Feldtest gestartet und Niströhren in neuer Bauart mit Marderschutz ausgebracht. Dadurch sind die Steinkäuze in der Röhre vor Angreifern wie dem Marder geschützt. Ziel des Tests ist nicht nur der Artenschutz, sondern natürlich auch die Beobachtung, ob der Steinkauz diese Röhren überhaupt akzeptiert.

NABU und „Arbeitsgruppe Rodgau-Kauz“ sind offen für zusätzliche, tatkräftige Hände. Für die Kontaktaufnahme zu den ehrenamtlich Aktiven kann die E-Mail-Adresse info@nabu-rodgau.de genutzt werden.