Abendwanderung 2024

3-Seen-Wanderung in Jügesheim´s WestenNaturentdeckungen im „Jügesheimer Eck“, zwischen Feldflur, Wald und drei Teichen

Die Abendwanderer, Foto: ©KBenedickt
Die Abendwanderer, Foto: ©KBenedickt

Vereinsmitglieder aus den Ortsteilen und naturinteressierte Menschen trafen sich zur Abendwanderung des NABU Rodgau. Vorstand Richard Wenzel und Klaus Benedickt, als Organisator, freuten sich über die rege Beteiligung. Von den 25 Teilnehmer:innen nehmen die meisten zum wiederholten Mal an der Wanderung teil.

 

Die Fluren im Westen Jugesheims blicken auf eine lange kultur-geschichtliche Entwicklung zurück. Vermutlich an ehemals römischen Wegen u.a. Heusenstammer- bzw. Dietzenbacher Weg, entwickelte sich die heutige Land- und Waldwirtschaft.

 

Die Wegebezeichnung „Korbeineweg“ (Mhd. „korbunde/beunde“=gebunden), der ältere Teil davon ist noch vorhanden, deutet auf frühe Hofgüter hin. Der Weichgraben soll linienführend bezüglich einer Grenze gewesen sein. Auch heute sind landwirtschaftliche Grossbetriebe hier bestimmend.

Foto: ©KBenedickt
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Windwurffläche, Foto: ©KBenedickt
Windwurffläche, Foto: ©KBenedickt

Entlang der Langschneise/Weichgraben und der wieder aufgeforsteten Windwurffläche von 2019 konnten die Teilnehmer:innen sich ein Bild vom Aufwuchs der Jungpflanzen  machen. Ca. 6000 Baumsetzlinge, über 10 Arten, auch alte einheimische wie Stieleichen, Vogelkirsche und Hainbuche wurden hier in 2023 eingepflanzt. Die Stieleiche ist Lebensraum für 100-te von Insekten und so ein aktiver Beitrag zur Artenvielfalt. Laubbäume sind durch einen Zaun vor Wild-Verbiss geschützt. 

 

Totholzhaufen und Wälle aus dem Abfallholz werden sich selbst überlassen. Sie dienen Insekten und Kleinlebewesen als Rückzugsort, den Vögeln als Brutplatz. Hier wird erkennbar, daß im ökologischem Sinne gedacht wurde. Schließlich soll der Wald der Zukunft ein widerstandsfähiger, artenreicher Wald werden aber auch ein Wirtschaftswald bleiben. Bis der Mischwald aber im ökologischen Sinne „funktioniert“ wird es noch Jahrzehnte dauern. Der Klimawald ist eine Herausforderung für den Forst in Deutschland, da wärmeresistente aber nicht heimische Arten, wie Steineiche und Ungarische Eiche, auch ausprobiert werden.

 

Ein Neuntöter sitzt auf einem hohen Baumstumpf an und späht nach Beute aus. Insekten, Laubfrösche und Käfer gehören zu seinem Beuteschema.

Echte Sternmiere, stellaria holostea,Foto: ©KBenedickt
Echte Sternmiere, stellaria holostea,Foto: ©KBenedickt
Kriech Günsel, ajuga reptans , Foto: ©KBenedickt
Kriech Günsel, ajuga reptans , Foto: ©KBenedickt
Gamander Ehrenrpeis, veronica chamaedrys , Foto: ©KBenedickt
Gamander Ehrenrpeis, veronica chamaedrys , Foto: ©KBenedickt
Echte Sternmiere, stellaria holostea , Foto: ©KBenedickt
Echte Sternmiere, stellaria holostea , Foto: ©KBenedickt

Entlang der Langschneise stehen Gräser und Blühpflanzen. Einige davon sind bereits wegen der frühen Vegetationsphase verblüht, aber Kletten-Labkraut, Sternmiere, Gamander Ehrenpreis und Kriechender Günsel zeigen noch ihre Farben. 


Distelfalter, vanessa cardui , Foto: ©KBenedickt
Distelfalter, vanessa cardui , Foto: ©KBenedickt
1 schwarzspitziger Halsbock, corymbia fulva , Foto: ©KBenedickt
1 schwarzspitziger Halsbock, corymbia fulva , Foto: ©KBenedickt

Die Lanzett-Kratzdistel und der Wiesen-Kerbel dominieren und überragen die niedrigen Blüher. Ein Schwarzspitziger Halsbock und eine Blutzikade, zwei Käferarten, werden an dessen Dolde entdeckt. 

Am Weichsee, Foto: ©KBenedickt
Am Weichsee, Foto: ©KBenedickt
Flatterbinse, juncus effusus, Foto: ©KBenedickt
Flatterbinse, juncus effusus, Foto: ©KBenedickt
Schnabel Segge, carex rostrata, Foto: ©KBenedickt
Schnabel Segge, carex rostrata, Foto: ©KBenedickt

Der Weichsee und die zwei Seen vor der ZWO sind kleine aber gut strukturierte Biotope.

Die Seen liegen in einem nassen Waldstück, sind aus vertieften Mulden entstanden und teils aufgestaut, wie der Weichsee. In dem moorigen, sauren Wasser wachsen unterschiedlichste Wasserpflanzen: Froschlöffel, Teichrosen, Seggengräser; Weiden und Birken umsäumen die Ufer. Rohrkolben, Winkel-Segge, die Gelbe Sumpf-Schwertlilie und Flatterbinsen stehen an der Kante zum Wasser.


See vor der ZWO, Foto: ©KBenedickt
See vor der ZWO, Foto: ©KBenedickt
Winkel-Segge, carex remota, Foto: ©KBenedickt
Winkel-Segge, carex remota, Foto: ©KBenedickt
Sumpf-Schwertlilie, iris pseudacorus, Foto: ©KBenedickt
Sumpf-Schwertlilie, iris pseudacorus, Foto: ©KBenedickt
Teich mit Krebsschere, Foto: ©KBenedickt
Teich mit Krebsschere, Foto: ©KBenedickt

Der See an der Wasserwerkstrasse fällt besonders auf. Hier hat sich die Krebsschere, eine schwimmende Wasserpflanze, flächig auf dem Teich ausgebreitet. Sie wächst in sogenannten Schwimmblattgesellschaften zu denen auch hier Teichrosen gehören.


Die weißen Blüten der Krebsschere dienen der grünen Mosaikjungfer und der Keilflecklibelle zur Eiablage. Die Blüte ist noch nicht erfolgt, also müssen die Libellen noch warten. Die Keilfleck-libelle fällt durch ihre grünen Augen auf; sie lebt, nach 2-jähriger Larven-phase, nur ca 6-8 Wochen.


Früher soll es hier auch mal das Teichhuhn gegeben haben, das muss wohl schon länger her sein. Ein Froschkonzert hören wir heute an keinem der Seen. Ein Graureiher strebt seinem Schlafplatz zu, er war sicher an einem der Seen. Nur die Nachtigall singt, ansonsten herrschte doch eher Stille im Wald.  

Wiesenknäuelgras, dactylis glomerata, Foto: ©KBenedickt
Wiesenknäuelgras, dactylis glomerata, Foto: ©KBenedickt
Wiesen Fuchsschwanz, alopecurus pratensis, Foto: ©KBenedickt
Wiesen Fuchsschwanz, alopecurus pratensis, Foto: ©KBenedickt
Wolliges Honiggras, holcus lanatus, Foto: ©KBenedickt
Wolliges Honiggras, holcus lanatus, Foto: ©KBenedickt

Der Weg zurück führt entlang einer ausgedehnten Wiese, die zur Flur die „Massoth´s Äcker im Gleibingsrad“ gehört. Die Wiese ist noch nicht gemäht, sodaß wir die Grasflur eingehend betrachten können. Sicher ist es eine Wiese zur Heugewinnung, es dominieren Gräser: Wiesen-Fuchsschwanz, Glatthafer, Rispen- und Weidelgras sind aufgeblüht, krautige Pflanzen sind nur spärlich zu entdecken. Das wollige Honig- und das Knäuelgras fallen mit ihren dichten Blütenständen auf. Diese Reduzierung auf Futtergräser ergibt sich, wenn die Wiese mehrfach im Jahr gedüngt wird. Natürliche Blühpflanzen lieben das gar nicht, sie verschwinden. 

 

Zum Schluss ergeben sich noch etliche Fragen an den NABU-Vorstand. Was können wir von der Politik in Sachen Naturschutz künftig erwarten? An welchen NABU-Projekten kann man mitmachen?

 

Wer den NABU erst einmal kennen lernen will und sich über Mitmach-Aktionen oder Naturschutzthemen informieren will, der ist herzlich zu dem monatlichen Stammtisch auf dem Vereinsgelände eingeladen. mehr

 

Das Interesse der Teilnehmer:innen ist immer wieder Aufforderung für den NABU-Rodgau Veranstaltungen wie die Abendwanderung zu wiederholen. Nächstes Jahr geht es vielleicht in die Naturschutzgebiete Moos-Kiefernwald oder die Rollwald-Wiesen.

Klaus Benedickt freut sich schon auf die nächste Planung.

 

Quellen:

Herrmann Bonifer (1995) „ Alte Flurnamen erzählen ...“

 

Hessenforst