Das Thema Fledermäuse zieht viele Menschen in ihren Bann. Fledermäuse sind nicht nur die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, sich nachts durch Echoortung zu orientieren, ein Phänomen. Neben den Nagetieren stellen die Fledermausarten die zweitgrößte Gattung unter den Säugetieren (insg. 7000 Arten) dar.
In Deutschland gibt es ca 25 Arten, von denen einige als ausgestorben gelten. In den heimischen Wäldern sind die Breitflügel-Fledermaus (eptesicus serotinus), der Große Abendsegler (nyctalus noctula) und das Große Mausohr (myotis myotis) die größten ihrer Art. Ihre Flügelspannweite kann bis zu 43 cm betragen.
Die Zwergfledermaus (pipistrellus pipistrellus) und die Kleine Bartfledermaus (myotis mystacinus), mit einer Flügelspannweite bis zu 23 cm, sind die kleinsten „Flattermäuse“. Die Langflügelfledermaus (gilt in Dt. als ausgestorben) kann bis zu 70 km/h schnell fliegen.Die schnellste Fledermaus ist, mit bis zu 160 km/h, die mexikanische Bull-Dog-Fledermaus.
Einzelne Arten fliegen von ihren Winterquartieren in Deutschland 2000 Kilometer weit zu ihren Sommerquartieren in die Wälder Russlands. Das machen aber nur die Weibchen mitihren Jungtieren. Die Männchen sind eher standorttreu.
Wir waren gespannt auf dieses für uns neue Thema und was uns der herbstliche Wald sonst noch zu bieten hat. Entlang der Bong´schen Kiesgrube wanderten wir auf das FFH-Gebiet „Sendefunkanlage Zellhausen“ zu.
Einem Frühlingsmistkäfer, begegneten wir auf dem Zugangsweg zum Wald. Obwohl sie so heißen, leben sie viel länger und können bis zu drei Jahre alt werden. Wie der Name schon sagt, ernähren sie sich, wie auch die Elterntiere, von Mist.
An den Wald, in dem sich die Bunker befinden, grenzt das FFH-Gebiet „Sendefunkanlage Zellhausen“ welches landschaftstypisch eine Offenlandschaft mit Sandmagerrasen und Sandheiden ist. Diese ist relativ jung, da für die spezielle Nutzung (Flugfeld/ Sendeanlage)
die Geländeoberfläche eingeebnet und in seiner Bodenbeschaffenheit stark verändert wurde. Die homogen ausgebildeten Sandmagerrasen sind aber von geringer Bedeutung.
Die Fläche ist eutrophiert, sodass Ruderalzeiger auftreten. Dazu zählen Pionierpflanzen wie Birke und Saalweide, aber auch sogenannte Rainfarn-Beifuss-Fluren, die auf eher trockenen Standorten entstehen.
Allerdings hat die Fläche eine besondere Bedeutung als Nahrungsraum für die benachbarte Mückenfledermaus-Kolonie. Eine Reihe von Nistkästen auf der Fläche dient zum Monitoring dieser Fledermausart. Hier werden in regelmäßigen Abständen die Anzahl der vorhandenen Individuen gezählt. Auf den Kontrollflächen am Waldrand werden Kästen teils über Jahre nicht besetzt, dafür sind Kästen in der Nähe, aber auf anderen Flächen, zu ca 45 % besetzt. Warum das so ist wurde noch nicht geklärt.
Auf dem Waldweg zum Bunker sichteten wir etliche im Wald lebende Vogelarten.
Ringeltauben, (columba palumbus), flogen auf, einen Habicht (accipiter gentilis) hörten wir rufen.Zwei Schwarzspechte (dryocopus martius) sahen wir rufend auffliegen. Sie befinden sich bereits jetzt in der Balz. Ein Bussard (buteo) überflog die Baumwipfel.
Bei herbstliche Temperaturen waren doch noch etliche Pilzarten zu sehen.
Auch bei diesem Thema bewies sich Hartmut Müller als Kenner und erläuterte uns einige der Exemplare.
Baumpilze, Xylobionten und bodenständige Arten zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Baumpilze, generell alle Pilze die Holz besiedeln, erzeugen bei der Zersetzung des Holzes Weissfäule. Sie ist eine Korrosionsfäule, die das im Holz vorhandene Lignin abbaut. Diese Biopolymere sind im Holz für die Festigkeit der Pflanze verantwortlich.
Die wohl farbenfreudigste Pilzart ist die Tramete (tremetus versicolor) ein Schmetterlingsporling. Sie kommt in unterschiedlichen Farbnuancen vor, von schwarz-weiss bis schwarz-weiß-orange oder nur in Orangetönen. Der Geschmack ist eher unangenehm, daher eher nicht genießbar.
Etliche weitere Pilzarten konnten wir bestimmen.
Mehrere Exemplare des Knollenblätterpilzes aus der Gattung der Wulstlinge zeigten sich.
Der laubbaum-behaftete Mykhorrizapilz ist bekannter Maßen sehr giftig, er enthält Amatoxine
und Phallotoxine. Wenn man ihn nicht exakt bestimmen kann, sollten Hobby-Pilzsucher ihn besser stehen lassen.
Der Portobello-Pilz (agaricus bisporus), der mit seinem großen Fruchtschirm immer ein Hingucker ist. Dieser Pilz ist essbar.
Dieser bioluminiszierende Pilz aus der Gattung der Holzkeulen, fällt durch seine Formenvielfalt auf.
Der Zunderschwamm besiedelt vorwiegend geschwächte Buchen und Birken.Seine Sporen überdauern im Winter im Fruchtkörper und werden im Frühjahr freigesetzt, dann besiedeln sie einen neuen Wirt. Sein Pulver, als Medizin, begünstigt die Darmgesundheit und das Immunsystem
Besonders auffällig erschien der Halskrausen-Erdstern ein Erdsternverwandter. Die dicke Außenhülle (Exoperidie) besteht aus 3 Schichten. Die äußere ist für das Aufreißen der Peridie verantwortlich; sie quillt auf, so dass sich die Hülle des Fruchtkörpers vom Scheitel ausgehend sternförmig öffnet. Der imposante Pilz ist in Europa weit verbreitet aber eher selten.
Nach kurzer Wegstrecke erreichten wir den Schutzbunker. Er ist einer von mehreren Bunkern, Überbleibsel aus dem 2.Weltkrieg.
Sie dienten wohl zur Lagerung von Munition, die über das nahegelegene Flugfeld weiter transportiert wurde.
Somit waren die ungenutzten Einrichtungen eine willkommene Gelegenheit für die AG
Fledermaus- und Amphibienschutz aus Seligenstadt daraus ein Artenschutzprojekt zu machen.
Der Bunker ist größtenteils zugewachsen und von außen nicht sofort zu erkennen.
Die Sanierung machte es natürlich erforderlich, daß der Eingang freigelegt und ein Zugang wiederhergestellt wurde. Lange Jahre war der Bunker Müllabladeplatz, Aufenthaltsort für „Nutzer“, die das Gebäude als Regenschutz oder auch für andere Zwecke aufsuchten.
So mußte der Innenraum vollständig von Müll und Ablagerungen gereinigt, der Eingang verschließbar gemacht werden.
Durch den erhöhten Eingang konnten wir in den Innenraum gelangen und die speziellen Maßnahmen zum Fledermausschutz besichtigen. Hartmut Müller erläuterte uns bei Taschenlampenlicht die diversen Heraus-forderungen an die Einrichtung eines artgerechten Überwinterungsraumes.
Porotonkästen wurden auf entsprechender Höhe angebracht, Gewölbekästen mit anderen Öffnungen bieten unterschiedlichen großen Arten eine Unterschlupfgelegenheit. Einfluglöcher ermöglichen es den Nacht-schwärmern den Innenraum zu erreichen. Je nach Größte der Art, wurden Löcher in die Betonwand, für Zwergfledermäuse z.Bsp. mit 4 cm Durchmesser, gebohrt.
Die Mückenfledermaus stellt die größte Population im Bunker.
Hier versammeln sich bis zu 300 Weibchen, die ausschließlich, da säugend, die Aufzucht von Jungtieren übernehmen. Sie ist die „Zwillings-schwester“ der Zwergfledermaus und kommt in Europa am häufigsten vor. Nur ca. 5 cm lang und 5 Gramm schwer, kann sie in einer Nacht bis zu 4000 Insekten verspeisen.
Tiere haben wir allerdings nicht sehen können, dafür ist die Außentemperatur noch zu hoch. Die Fledermäuse verbringen jetzt noch die Zeit im Freien und kommen erst bei kalten Temperaturen zum Überwintern in den geschützten Raum. Bis dahin verbringen sie den Tag in Astlöchern, ausgehöhlten Baumstümpfen oder anderen natürlichen Schutzgelegenheiten. In der Winterruhe, im Bunker, werden die Körperfunktionen reduziert aber das Gehirn bleibt wach. Das begünstigt eine schnelle Fluchtreaktion.
Während der Sanierungsarbeiten des Bunkers erlebten die Naturschützer aus Seligenstadt auch Überraschungen. So wird dieser auch von Siebenschläfern (glis glis) aufgesucht. Bei den Arbeiten im Innenraum wurde einer dieser possierlichen Bilche in einem Sandhaufen entdeckt, wo er sich eingegraben hatte. Die kleinen Nagetiere zeichnen sich durch ein sehr gutes Gehör und Geruchssinn aus. So läßt es sich, aus Mangel an Nistmaterial, auch überwintern.
Viele der 24 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind durch Rückgang der Population betroffen. Wenige andere Arten, so die Weißrand-Fledermaus (pipistrellus cuhlii), eine Glattnasen Gattung, verzeichnet eine Zunahme der Individuen und breitet sich, von Bayern kommend, zunehmend nach Norden aus.
Das Braune Langohr (plecotus auritus) kommt am häufigsten vor. Die Wasserfledermaus (myotis daubentoii) ist auch häufiger an zu treffen.
Die Population des großen und kleinen Abendseglers ist jedoch auch rückläufig.
Am Wegrand war die Wurzel einer jungen Buche ausgegraben, vermutlich von Wildschweinen.
Die Engerlinge der Hirschkäfer kommen bevorzugt an Buchenwurzeln vor.
Für die beliebte Delikatesse machen sich die Wildschweine schon mal die besondere Mühe.
Beim kurzen Abstecher zum ehemaligen Standort des „Häuser Schlosses“, der bis ins 12. Jahrhundert zurück geht, wurde uns die siedlungshistorische Bedeutung des Gebietes bewußt.
Das Lehen wurde mehrfach von Hanauer Grafen an die örtlichen Herren von Wasen vergeben. Als sogenannte „Motte“ bezeichnet, bestand die sehr kleine Turmhügel-anlage aus einem Steinhaus und einem Pflaster. Holzhütten sollen in direkter Umgebung auch vorhanden gewesen sein.
Bis ins 16. Jahrhundert wird die Siedlungsstelle urkundlich noch erwähnt.
Auf dem Rückweg entdeckten wir noch zwei Insekten und einige botanischen Sehenswürdigkeiten
Eine Waldgrille, eine winzige Langfühlerschrecke, ließ sich auf der Jacke von Klaus Dühr nieder.
Es handelt sich doch um eine eher zweijährige Pflanze mit dem Trivialnamen Silbertaler oder Gartenmondviole.
Braune Baumwanze, auch Beerenwanze genannt, gehört zu der Familie der Baumwanzen (heteroptera). Sie sind auch in Gärten an zu treffen, da sie an Beeren saugen. Dabei hinterlasssen sie unappetitliche Geschmacksstoffe. Während der Fortpflanzung erscheinen sie in farbigem „Hochzeitskleid“.
Zu dem kleinblütigen Wildkraut hatte Hartmut eine Legende. Im Frankreich-Russland-Krieg 1812, kommt Napoleon Bonaparte aus Russland zurück und durchquert mit der Armee das Gebiet. Die Stiefel der Soldaten lassen die Samen des Krautes im Erdreich zurück. So erzählt die Legende wie sich das „Franzosenkraut“ verbreitete.
Ein zu der Gattung der asteracea gehöriger, in Europa bedeutender Neophyt.
Alle Arten der Fledermäuse in Deutschland sind bedroht, es geht ihnen durch den tiefgreifenden Einfluss des Menschen auf ihren Lebensraum nicht gut. Daher sind sie durch das Bundesarten-schutzgesetzt streng geschützt. Jede Initiative, den „Jägern der Nacht“ Schutz- und Lebensraum
zu bieten, ist daher ein Gewinn für die Artenvielfalt.
Wer mehr über die heimischen Fledermausarten wissen möchte, dem sei hier ein Besuch des Fledermaus-Lehrpfades im Seligenstädter Wald, nahe der Kreisquerverbindung empfohlen. Den Zugang bekommt man über den an der Straße vor der Autobahnauffahrt Seligenstadt/Westseite gelegenen Parkplatz. Auch vom Radweg zwischen Rodgau/Jügesheim und Seligenstadt aus oder entlang der Kreisquerverbindung kann man den Lehrpfad an der „Lange Schneise“ erreichen. Hier kann man einen Spaziergang mit dem Einblick in das Leben der Fledermäuse verbinden.
Quellen:
Texteauszüge: Wikepedia.org, AG Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt
Fotos: wikipedia, H.Müller, K.Benedickt, D.Arnd, H.Schwarting, fotocommunity.de