Von der Gänsbrüh´ aus führte Klaus Benedickt vom NABU Rodgau die Teilnehmer*innen zum Rotsohlsee. Das Naturschutzgebiet (NSG) Rotsohl-Thomassee besteht aus einem Biotopverbund der beiden Stillgewässer mit den westlich anschließenden Feuchtwiesen.
Die Gräser auf den „Hainwiesen“, ehemals nasse Feuchtwiesen, hatten ihren Hochstand erreicht und der Wind sorgte für wellige Bewegung.
Die krautige Glatthaferwiese, die artenreiche Urform einer heimischen Grasflur, ist bereits artenarm. Die Auwiesen sind wegen der fehlenden Niederschläge viel zu trocken. Feuchtigkeitsliebende Pflanzen, wie das Kleine Knabenkraut, eine wilde Orchidee, oder
der Teufelsabbiss, eine Zeigerpflanze für Stauden-Hochfluren, kommen nicht mehr vor.
Kuckuckslichtnelke, Wiesenglockenblume, Feldehrenpreis, Scharfer Hahnenfuss und das Gewöhnliche Hornkraut, krautige Blüher, setzten die Farbtupfer. Sie kamen aber nur inselartig vor.
Dafür dominierten Grasarten wie der Wiesen-Fuchsschwanz, Flaum-Trespe, das wollige Honiggras und verschiedene Rispengräser.
Schmetterlinge und Insekten konnten wir nicht entdecken. Einst kamen hier das Landkärtchen und die zweifarbige Beißschrecke vor.
Sollte es weithin so trocken bleiben, wird sich Kiebitz und Bekassine hier wohl kaum wieder zum Brüten einfinden. In den 90-er Jahren wurden hier 60 Vogelarten gezählt. Und übrigens, das Braunkehlchen, der Vogel des Jahres 2023, würde eine feuchte Wiesenlandschaft auch bevorzugen.
Das Feuchtbiotop Rotsohlsee, eine ehemalige Tongrube, wurde 1996 als ökologisch wertvollstes Biotop in der Gemarkung Rodgau bewertet und daraufhin unter Schutz gestellt.
Hier waren Amphibien wie Kreuz- und Erdkröte, Glattnatter und Feuersalamander zuhause. Am und im Teich wachsen jetzt, nach erfolgten Pflegemaßnahmen, wieder Seggen-Rieder, feuchtigkeitsliebende Gräser, die Waldbinse und Saalweiden.
Einige Teilnehmer waren über die kleine Fläche erstaunt, sie erwarteten unter dem Bergriff „See“ wohl etwas Entsprechendes. Warum ist das also ein schutzwürdiges Biotop?
Jedes Biotop wird durch Sukzession (Einwanderung) untypischer Pflanzen und durch veränderte Witterungsbedingungen beeinflusst, es verbuscht. Die Vielfalt der erwähnten Pflanzen, Tier- und Insektenarten ist für dieses landschaftstypische Biotop charakteristisch. Daher soll sich der frühere Zustand des Biotopes wieder einstellen.
Durch Ausschabung und Entbuschung „saniert“, wurden die Flächen für die seltenen Arten wieder frei, schnell wachsende Pflanzen wurden zurück gedrängt.
Die Naturschutzbehörde, in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Stadt Rodgau und dem Forstamt führten diese Pflegemaßnahmen durch.
Verschiedene Libellenarten, wie Plattbauch und Binsenjungfer sind schon zu beobachten. Der Wasserfrosch setzte mehrmals zum Konzert an, er fühlt sich offenbar wieder zuhause. Die Nähe zu den Feuchtwiesen ermöglicht Insekten einen Wechsel in das Wiesenbiotop.
Nun zweigte die Gruppe in den Kiefern-Mischwald ab und gelangte an den Zaun der ehemaligen Opel-Teststrecke.
Hier befindet sich ein Fledermauskastenrevier des NABU Rodgau. Kleinfledermäuse wie z.B. der Kleine Abendsegler, eine typische Waldfledermaus, leben hier. Sie jagen entlang der Waldwege und auch zwischen den Bäumen. Sie nehmen Insekten auch von Blättern auf.
Große Arten jagen meistens über den Baumwipfeln, sie brauchen eben mehr Platz im Luftraum.
Einige Arten wandern im Sommer bis zu 2000 km weit in die Nadelwälder Russlands und Nordeuropas und kommen im Winter nach Mitteleuropa zurück. Die meisten Arten überwintern in NRW. Sie schließen sich zu Kolonien von bis zu 2000 Tieren zusammen.
Von den in Hessen vorkommenden 25 Arten, kann die Rauhautfledermaus immerhin 70 km/h schnell fliegen. 17 Arten stehen auf der Artenschutzliste (Rote Liste Hessen). Teichfledermaus, große und kleine Hufeisennase sind hier bereits ausgestorben. Die „Jäger der Nacht“ sind daher streng geschützt.
Der Charakter des Moos-Kiefern-Waldes wurde mehr und mehr deutlich. Kiefer, Hainbuche, Traubenkirsche und teils Fichten dominieren den Baumbestand. Auch abgetrocknete Kiefern waren vielfach zu sehen.
Etliche Blüher standen entlang des Weges.
Reh-, Schwarzwild, Eichhörnchen, Waldkauz, Großer Eichenbock, auch “Heldbock“ genannt, sowie Schwarzspecht gehören im Moos-Kiefern-Wald zur Tier- und Vogelwelt.
Große Flächen sind mit Moosen bedeckt, vermutlich eher Torfmoose. Die Bestimmung von Moosen ist an sich schwierig.
Eine Seltenheit im NSG Moos-Kiefern-Wald, das „Ordenskissen-Moos“ (leucobryum glacum), ist gesetzlich geschützt. Es gehört zu den Weiß-Moosen. Unter Feuchtigkeitsmangel färben sich die Triebspitzen gelblich-weiß, daher Weiß-Moos genannt. Es breitet sich kissenförmig aus.
Kurz vor dem Waldfestplatz entdeckten wir einen Kiefern-Braunporling mit dem lateinischen Namen „phaeolus schweinitzii“. Er wuchs in braun-gelblichen Fruchtkörpern treppenartig übereinander. Also, die Ähnlichkeit mit einem gebackenen Schnitzel stimmte schon.
An der Gänsbrüh', dem historischen Gänseteich Dudenhofen's, begrüßten uns die Wasserfrösche mit einem spontanen Konzert, passend zum Ende der Wanderung.
Hier hat sich nach einer „Generalsanierung“ vor einigen Jahren wieder eine typische Teich-Flora eingestellt. Das Große Schilfrohr hat eine inselähnliche Fläche besetzt und die Krebsschere sowie Teichrosen strecken ihre Blüten und Blätter aus dem Wasser.
Auch wenn es kaum Sichtungen aus der Tier- und Vogelwelt gab, so war der Wechsel zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Biotopen, doch interessant. Es wurde deutlich, dass auch vor unserer Haustür der Artenschwund stattfindet, nicht nur im Fernsehen. Die in die Jahre gekommenen Schautafeln am Parkplatz geben einen anschaulichen Vergleich dazu.
18 Teilnehmer*innen haben auf dem Abendspaziergang mit dem Blick in die heimische Natur viele Eindrücke gewonnen.
Quellen:
Fotos: *bing, NABU Dt.de, K. Benedickt, R. Geppert
Texte: K.Benedickt, wikipedia.de