Biotope im Stadtgebiet, der Finkensee und der Teich an der Burgstrasse in Hainhausen

Die Abendwanderer des NABU, Foto: ©KBenedickt
Die Abendwanderer des NABU, Foto: ©KBenedickt

Man muss nicht weit gehen um im Stadtgebiet von Rodgau auf Grünflächen zu treffen.

Innerstädtisch gibt die Linie der Rodau hier ein grünes Band vor, dessen Flächen teilweise noch naturnahen Charakter haben. Zu den Gebieten gehört nicht zuletzt die Rodauaue am Finkensee/ Hainhausen. 23 naturinteressierte „Abendwanderer“ begaben sich unter Führung von Klaus Benedickt auf einen Rundgang entlang der Rodau-Aue, einem Naturareal „vor der Haustür“. 

Finkensee, Foto: ©K.Klein
Finkensee, Foto: ©K.Klein
Finnkensee, Foto: ©KBenedickt
Finnkensee, Foto: ©KBenedickt

Zwischen Egerstrasse und August-Neuhäusel-Strasse (Hainhausen) hat sich durch die Aktivitäten des europaweit geschützten Bibers ein ökologisch wertvolles Auenbiotop entwickelt.

Schilfflächen (die größten im Kreis Offenbach), temporäre Wasserflächen, Alt-Weidenbestände

und die Rodau selbst, ergeben zusammen eine typische Auenlandschaft.

 

Der Biber, seit 2011 wieder heimisch, sorgt mit dem Damm und einer Burg für die Wasserflächen. Davon profitiert eine typische Vogelwelt, die das Areal „lebendig“ macht. Mitglieder der Finkensee AG des NABU Rodgau zählten hier in einem Jahr 179 Tier- und Pflanzenarten.

Teichhuhn, gallinula chloropus, Foto: ©KBenedickt
Teichhuhn, gallinula chloropus, Foto: ©KBenedickt

Zu den Vogelarten, die hier ihr Brutrevier haben, zählen u.a.: Schafstelze, Bachstelze, Teichhuhn

und Wendehals. Der Eisvogel ist entlang der Rodau das ganze Jahr zu beobachten.

Die Fläche ist auch Rastplatz für Zieher; regelmäßig gesichtet wurden u.a. Bluthänfling, Westliche Schwanzmeise, Braunkehlchen, Bekassine und große Starenschwärme.

Finkensee, Foto: ©KBenedickt
Finkensee, Foto: ©KBenedickt

Die Aue ist darüber hinaus auch Retensionsfläche für Überflutungen. Diese sorgen für zeitweise Durchfeuchtung der angrenzenden Wiesen- und Randflächen. So entstehen ideale Bedingungen für Bewohner der Auenlandschaft. Nicht zuletzt stellen Auenlandschaften CO2-Senken dar.

In Zeiten des nicht nachlassenden Ausstoßes von CO2, eine wichtige Funktion für den natürlichen Klimaschutz. 

3411 Zwergtaucher, tachybabtus rubicollis, Foto: ©MStörch
3411 Zwergtaucher, tachybabtus rubicollis, Foto: ©MStörch
Graureiher, ardea cinerea, Foto: ©KBenedickt
Graureiher, ardea cinerea, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt
Weisstorch, cigonia cigonia, Foto: ©KBenedickt.
Weisstorch, cigonia cigonia, Foto: ©KBenedickt.
Seefrosch, pelophylax ridibundus, Foto: ©MStoerch
Seefrosch, pelophylax ridibundus, Foto: ©MStoerch

Wir konnten den Zwergtaucher und Nutria auf den Wasserflächen, den Graureiher auf „hoher Warte“ ansitzend und den Storch in drei verschiedenen Nestern beobachten. Auf dem Turm der Feuerwehr Mitte ist Familie Adebar gerade damit beschäftigt die Küken gross zu ziehen. Der Seefrosch gab noch ein kurzes Abendkonzert. 

Silberreiher, ardea alba, Foto: ©KBenedickt
Silberreiher, ardea alba, Foto: ©KBenedickt
kleiner Hirschkäfer, dorcus parallelipipipedus, Foto: ©KBenedickt
kleiner Hirschkäfer, dorcus parallelipipipedus, Foto: ©KBenedickt

Auf dem Rückweg flog noch der Silberreiher am Rodaubach ein. Der Kuckuck ließ, nur unweit entfernt, seinen Ruf hören. Ein Kleiner Hirschkäfer (auch Balkenschröter gen.) querte unseren Weg. 

Breitblättriger Rohrkolben, typha latifolia, Foto: ©KBenedickt
Breitblättriger Rohrkolben, typha latifolia, Foto: ©KBenedickt
Gewöhnliche Strand-Simse, bolboschoenus maritimus agg, Foto: ©KBenedickt
Gewöhnliche Strand-Simse, bolboschoenus maritimus agg, Foto: ©KBenedickt

Im und am Wasserrand stehen Rohrkolben und Strand-Simse in voller Blüte.


Teich an der Burgstrasse Hainhausen, Foto: ©KBenedickt
Teich an der Burgstrasse Hainhausen, Foto: ©KBenedickt

Vom Finkensee wechselten wir noch an die Burgstrasse in Hainhausen. Auch hier hat der geschützte Biber einen Damm in die Rodau gebaut mit dem er die Fläche der Flur „Schlossplatz“ überflutet.

Sie erfüllt ebenso die Funktion als Retensionsfläche.

Hainhausen Überlauf am Damm, ©KBenedickt
Hainhausen Überlauf am Damm, ©KBenedickt

Wegen der geringen Niederschläge ist der Wasserstand z.Zt. niedrig. Um einen kritischen Wasserstand zu verhindern wurden auf Höhe der ehemaligen Mühle Überlaufrohre am Biberdamm  angebracht, sie leiten das Wasser in die Rodau ab. Die Freilegung des ehemaligen Mühlgrabens durch die Stadt Rodgau trägt ebenso zur Verbesserung der Abflussverhältnisse bei.

Ein kurzer Rückblick in die Geschichte der ehemaligen Ausgrabungsstätte „Wasserburg von Hainhausen“ ließ uns nachvollziehen, daß wir uns an einem hochmittelalterlichen Siedlungsplatz aus dem 12. Jahrhundert befinden. Die Niederungsburg der Herren von Hagenhausen bestand immerhin ca 200 Jahre. Danach wurde der Platz zum Mühlenstandort, die Burg wurde geschliffen. Eine Tafel erklärt die Geschichte und die ehemaligen Ausgrabungsarbeiten. 

Eine Anwohnerin trat mit uns in eine Diskussion wegen der Aktivitäten der Biber und der ständigen Vernässung der Fläche ein. Sie vertrat vorwiegend die Meinung, daß dies ein unhaltbarer Zustand sei. Für die Argumente der Naturschützer sowie die wassertechnischen Massnahmen der Stadt zur Regulierung des Wasserstandes, war sie leider kaum zugänglich. Daher ist es erfreulich, daß die Untere Naturschutzbehörde (UNB) den Verbleib des Bibers gesichert hat. Auf der Wasserfläche waren überwiegend Stockenten zu sehen.

Die Auenlandschaft am Finkensee und im weiteren nördlichen Verlauf, ist wegen ihrer Artenvielfalt besonders schützenswert. Der Status eines Naturschutzgebietes wäre hier für den Erhalt der ökologischen Vielfalt sinnvoll. Die Finkensee AG des NABU Rodgau ist aktiv dabei dieses Ziel in die Realität um zu setzen. Es steht aber zu befürchten, daß zunehmende Freizeitnutzung und der geplante teilweise Ausbau von Rad- und Fusswegen negative Folgen für einige Flächen des Gebietes hat. Das könnte sich störend auf das Brutgebiet einiger seltener und geschützter Vogelarten, nicht nur für das Teichhuhn und die Wasserralle, auswirken.

Die naturnahen Flächen am Finkensee von Hainhausen sind letzte Rückzugsflächen für die

heimische Tier- und Vogelwelt der Bachaue.

Man muss alles daran setzen sie zu schützten.

 

Quellen:

Foto: K.Benedickt, K.Klein, M.Störch

Text: K.Benedickt, Stadt Rodgau/Wasserburg Hainhausen

Layout: A.Böhm