Die Bruchwiesen von Büttelborn, in der hessischen Altneckarschlinge gelegen, sind ein Niedermoor. Die Weißstorchkolonie am Landgraben war diesmal unser Ziel.
Wir begrüßten Dieter Günther, den ehemaligen NABU Vorsitzenden aus Münster/Hessen, als Gast.
Am Landgraben entlang wandernd, kamen wir schnell in den Bereich der Röhrichtflächen des Niedermoores. Sie sind mit etlichen Wassergräben durchzogen in denen sich Stockenten aufhielten.
Im Landgraben wurde erheblicher Aufwand für den Biberschutz und die Erhaltung der Bachaue getrieben. Drainagerohre, zur Regulierung des Wasserabflusses am Biberdamm, waren wegen des niedrigen Wasserstandes gut zu sehen.
In den Bruchwiesen, die als "hot-spot der Artenvielfalt" bezeichnet werden, gibt es ca. 120 nachgewiesene Brutvogelarten, so viele wie in ganz Hessen nicht. Hier in den ausgedehnten feuchten Wiesen und den angrenzenden Feldern gibt es zudem ein Wiedehopf- und ein Wachtelköniggebiet.
Bereits im ersten Abschnitt des Weges war eine erste Frühlingspflanze, das Scharbockskraut, zu sehen. Ihr hoher Vitamin C-Gehalt wäre zur Vorbeugung vor Skorbut, der früheren Seefahrer- mangelkrankheit, willkommen gewesen. Aus dem Begriff Skorbut entwickelte sich durch Lautverschiebung das Wort „Scharbok- (-skraut)“.
Sie gilt als phänologische Kernpflanze zur Bestimmung des Beginns der Vegetationsphase. Ihre Wurzelknollen, die bereits im Juni neu angelegt werden, sind die Voraussetzung für das frühe Wachstum. Gleichzeitig zieht sich die Pflanze auch schon wieder ein. Das Kraut eines anderen Frühblühers, Krokus oder Hyazinthe, nicht deutlich zu bestimmen, leuchtete grün aus dem noch fahlen Boden. Dieses Jahr ist die Natur noch nicht so weit wie in 2024.
Bei der Wanderung entlang des Baches konnten wir in den angrenzenden Tümpeln einige Wasservögel, vorwiegend Stockenten und Nilgänse beobachten. Ein Schnatterentenerpel flog lautstark vor uns davon. Er war schon im Prachtkleid und unterschied sich im silber-grauglänzenden Federkleid deutlich von den Stockenten.
Darüberhinaus ließen sich aber nur wenige andere Wasservögel blicken. Das Zwergsumpfhuhn ist hier die seltenste Art. Europaweit gibt es offenbar nur 10-15 Brutpaare. Der Langstreckenzieher war allerdings noch nicht aus den Winterquartier, dem Mittelmeerraum bzw. teils auch Südafrika, zurück gekehrt. Die größere Verwandte, die Wasserralle, war kurz an ihrem Ruf zu hören. Sie blieb unseren Blicken aber verborgen.
Ein Wildschwein lag verdeckt am Schilfrand und genoss die Sonne.
Singvögel waren ausser Rotkehlchen und vielen Meisen keine zu sehen. Der Zaunkönig ließ seinen Ruf entfernt hören. Zwei Buntspechte waren im Balzflug zwischen den Weiden zu beobachten.
Beeindruckend ist die Storchenkolonie sowie die Flächengröße der östlich gelegenen Feuchtwiesen und Röhrichtstreifen. Das Schilf wurde vor 100 Jahren noch geerntet und zu Matten geflochten, die für die Unterfütterung von Hauswänden dienten.
Östlich des Landwehrbaches haben die Störche in den hohen Weiden ihre Nester bezogen. Jedes Nest war schon besetzt, in einem feierte ein Paar gerade Hochzeit. Andere mußten wohl wegen fehlender freier Nester erst einmal auf anderen Bäumen in Lauerstellung bleiben. Der Streit um die Nistplätze war nachvollziehbar.
Ein kleines Areal mit hohem Baumbestand war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Ziegelgrube, die „Backstoahitt“ (Backsteinhütte). In den Bäumen nistet heute eine kleine Kolonie Störche. Die Grube wurde nach Stilllegung als Fischteich genutzt, jetzt ist sie ein Biotop.
Hier sichteten wir in hohen Bäumen eine Goldammer und eine weitere Ammerart, vermutlich eine Rohrammer. Etliche Rotmilane waren in der Luft, ein Turmfalke querte im Flug unseren Weg.
In den Gärten am Siedlungsrand genossen eine Erdhummel und ein Admiral die Sonne und den Saft an den Blüten des Winterschneeballs (viburnum x bodnantense).
Das Restaurant in Gross-Gerau, indem wir einkehrten, liegt hinter der Fasanerie, ein Areal bekannt für die große Anzahl weiterer Storchennester. Hier zog es aber nach dem Essen niemanden mehr hin. Dieter Günther hatte beim Essen die TeilnehmerInnen mit seinen Informationen über die Natur in der Lausitzer Heide, in deren Nähe er inzwischen wohnt, in den Bann gezogen.
Quellen:
Text: K.Benedickt, Wikipedia, NABU Büttelborn