Wie in jedem Frühjahr lud der NABU Rodgau auch in diesem Jahr zu einem geführten Spaziergang durch seinen Garten auf dem Vereinsgelände am Rollwald ein. Ziel dieser Veranstaltung war es, den Besuchern die Schönheiten des zeitigen Frühjahrs zu präsentieren und sie dazu zu inspirieren, ihre eigenen Gärten naturnah zu gestalten.
Trotz wechselhaften Wetters fanden sich rund 20 Erwachsene und sechs Kinder ein, um sich vom NABU-Vorsitzenden Richard Wenzel, assistiert von Birgit Emig durch die verschiedenen Lebensräume des Gartens führen zu lassen. Die Teilnehmer erwartete eine spannende Entdeckungsreise durch verschiedene Biotope, begleitet von wertvollen Informationen über Pflanzen, Tiere und naturnahe Gartengestaltung.
Farbenfroher Auftakt: Das Blumenbeet am Eingang
Der Rundgang begann am Eingangsbereich, wo sich trotz der Beschattung durch zahlreiche Bäume bereits eine Vielzahl von Frühblühern zeigten. Daneben stand eine Eibe, die nicht nur für Schatten sorgte, sondern auch ein Beispiel für die faszinierende Welt der Giftpflanzen war. Richard Wenzel erklärte, dass der gesamte Baum giftig sei. Die Signalfarbe rot des eigentlich essbaren Fruchtfleischs der Beeren weise auf den darin befindlichen hochgiftigen Kern hin.
Auch die unzähligen Krokusse auf dem Gelände zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Der Vorsitzende und Apotheker im Ruhrstand erzählte dazu, dass der Safran aus den Staubbeuteln der Krokusse gewonnen werde und früher in vielen Haushalten als natürliches Färbemittel und Aroma für Speisen genutzt worden sei. Heute sei echter Safran jedoch so wertvoll und teuer, dass meist Ersatzstoffe zum Einsatz kämen.
Trockenmauern und Sandarien: Ein Paradies für Wildbienen
Besondere Beachtung fand die Trockenmauer, die das Sandarium vom restlichen Garten abgrenzt. Hier gedeihen sonnenliebende Pflanzen wie Dachwurz, Hauswurz, Mauerpfeffer und viele andere wärmeliebende Arten, die auch trockene Perioden ohne Schaden überstehen können. Durch das Mikroklima der Trockenmauer entsteht eine Umgebung, die an einen Weinberg erinnert und optimale Bedingungen für diese Pflanzen schafft.
Birgit Emig wies darauf hin, dass in Deutschland mehr als 600 Wildbienenarten vorkämen, von denen etwa 80 Prozent im Boden nisteten. Damit sie geeignete Nistplätze finden, benötigen sie offene, sandige Flächen, die nicht von Pflanzen überwuchert oder durch Mulch oder Steine bedeckt sind. Das Sandarium erfüllt genau diese Anforderungen und bietet Wildbienen eine sichere Nistmöglichkeit.
Lebensraum für Amphibien und Reptilien
Auch der Steinhaufen nebenan, der Reptilien und wärmeliebende Insekten anlocken soll, wurde besichtigt. Zwar konnten die Besucher diesmal keine Reptilien beobachten, doch Birgit Emig versicherte, dass auf dem Gelände regelmäßig Ringelnattern gesichtet würden. Ein Wasserloch am Rande eines Steinhaufens zog das Interesse der Kinder auf sich, konnten sie dort doch einen Frosch sehen, der jedoch schnell wieder untertauchte. Ausdauernd aber leider vergeblich warteten sie auf das Auftauchen.
Das Insektenhotel: Ein Zuhause für viele Arten
Großes Interesse fand auch das Insektenhotel, an dem Richard Wenzel den Teilnehmern die verschiedenen Baumaterialien für Wildbienen-Nistplätze demonstrierte. Wildbienenweibchen legen ihre Eier in Niströhren und verschließen diese mit unterschiedlichen Materialien, je nach Art. So können Experten am Verschluss erkennen, welche Bienenart sich dort eingenistet hat.
Ein Teich im Garten schafft ein eigenes Kleinklima
Besonders faszinierend war der Teich im hinteren Teil unseres Gartens, in dem sich große Klumpen von Froschlaich befanden. Innerhalb von drei Monaten entwickeln sich aus diesen Eiern Kaulquappen und später erwachsene Frösche. Birgit Emig berichtete, dass der Tümpel zudem zahlreichen Molchen als Lebensraum diene. Da sie ihren Laich in Wasserpflanzen wickelten, sei dieser nur schwer zu entdecken. Kröten-laich ziehe sich in langen Schnüren durch das Wasser und sei deshalb vom Froschlaich leicht zu unterscheiden.
Nistkästen und Hornissen: Unbekannte Helfer im Garten
Der Vorsitzende Richard Wenzel wies die Besucher anschließend auf die zahlreichen im NABU Garten aufgehängten Nistkästen hin. Sie bieten Vögeln nicht nur eine Nistmöglichkeit, sondern ermöglichen es Gartenbesitzern, das Brutgeschehen aus nächster Nähe zu beobachten. Weniger bekannt war vielen Gäste, dass es auch spezielle Hornissenkästen gibt. Unser Vorsitzender klärte über die oft missverstandenen Insekten auf: Sie fielen uns Menschen kaum zur Last, da sie weder an Süßspeisen noch an Fleisch interessiert seien. Außerdem seien ihre Stiche nicht gefährlicher als die von Wespen.
Ein rundum gelungener Spaziergang
Nach zwei Stunden endete der Rundgang mit vielen neuen Erkenntnissen und Anregungen für die Besucher. Wer einen eigenen Garten besitzt, konnte wertvolle Tipps mit nach Hause nehmen, um ihn insektenfreundlicher und naturnäher zu gestalten.
Der NABU-Garten zeigt eindrucksvoll, wie durch gezielte Gestaltung unterschiedlichste Lebensräume geschaffen werden können, die nicht nur optisch ansprechend sind, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz leisten. Die Besucher verabschiedeten sich mit einem neuen Blick auf die Natur und dem Wunsch, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Text: Walter Weiland