Grauspechte-Exkursion zum Schwarzen Moor in der Rhön

Durch das Schwarze Moor in der Rhön

Das NSG Schwarzes Moor gehört zur unterfränkischen Gemeinde Hausen an der Hochrhönstrasse.

Es liegt am historischen Grenzgebiet zwischen dem ehemaligen Königreich Bayern und dem

Königreich Preußen. Heute liegt das Moor im Dreiländereck Bayern, Thüringen und Hessen.

Alte Grenzsteine von 1893 sind noch an der Thüringer Hütte zu sehen, die eine wechselhafte Geschichte bezeugen.

Historischer Grenzstein, Foto: ©KBenedickt
Historischer Grenzstein, Foto: ©KBenedickt

Das NSG ist ca 66 ha groß und gehört zum UINESCO Biosphären-Reservat Rhön. Es ist ein Moorkomplex von Niedermoor, zentrale Hochfläche und Hang-(Regen-)moor. Es ist 800 Meter lang, 400 Meter breit und entwässert nach Südosten.  Charakteristisch für das Relief sind sog „Flarken“, faltig aufgeschobene „Schlenken“, die das Wasser bei vorhandener Hangneigung halten aber bei viel Wasser auch abfließen lassen.

Die Entstehung reicht durch Bodenfliessen der oberen Deckschichten bis in das Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren zurück.

 

In dem Gebiet kommen wenige Tierarten vor, vor allem Wirbeltiere, da klimatische Bedingungen eher ungünstig sind. Hier herrscht auf gut 800 Meter Meereshöhe eine Durchschnittstemperatur von ca 5° Celsius. Das Klima ist nass und rau, Schnee kann es bis zu 110 Tage lang geben. Die Wachstumsphase für Pflanzen beträgt daher nur 3 Monate, von Juli bis September. 

Mähwiesen vor dem Moor, Foto: ©KBenedickt
Mähwiesen vor dem Moor, Foto: ©KBenedickt
Großer Wiesenknopf sanguisorba officinalis, Foto: ©KBenedick
Großer Wiesenknopf sanguisorba officinalis, Foto: ©KBenedick
Gewöhnliche Kratzdistel cirsium vulgarae, Foto:©KBenedickt
Gewöhnliche Kratzdistel cirsium vulgarae, Foto:©KBenedickt

Auf dem Vorland, dem trockengelegten Bereichen des Niedermoores, breiten sich Mähwiesen aus.


auf dem Bohlenweg, Foto: ©KBenedickt
auf dem Bohlenweg, Foto: ©KBenedickt
Türkenbundlilie, lilium martagon, Foto: ©KBenedickt
Türkenbundlilie, lilium martagon, Foto: ©KBenedickt
Hain-Greiskraut, senecio nemorensis, Foto: ©KBenedickt
Hain-Greiskraut, senecio nemorensis, Foto: ©KBenedickt

 

 

Weiter in Richtung Hochmoor zeigten sich typische Blühpflanzen. 


Einige wenige Schmetterlinge konnten wir sichten, ohne sie aber im Foto festhalten zu können. Wir beobachteten den Himmelblauen Bläuling (ml lysandra bellargus), ein kleines Ochsenauge (ml hyponephele lycaon), das auf dem Vorderflügel einen Fleck mit Duftschuppen hat, das weibliche Exemplar hat je zwei unterschiedlich große Flecken (Augen).

Viele Kohlweisslinge (piries rapae) waren im Gelände unterwegs.

Moorbirke, betula pubescens, Foto: ©KBenedickt
Moorbirke, betula pubescens, Foto: ©KBenedickt

Am äußeren Rand der Hochfläche liegt das Moor-Randgehänge mit kleinwüchsigeren Bäumen

 

und Sträuchern: Moor-Birke, Kiefer, Rauschbeere, Heidelbeere, Besenheide, u.a. kommen hier vor.

 

Hier stehen Karpaten-(Moor-)Birke (betula pubescens), die bis zu 120 Jahre alt werden kann. Sie ist eine Gebirgs-Unterart der Moorbirke. Die (Moor-)Kiefer (pinus sylvestris f. turfosa) hat einen gedrungenen Wuchs. Sie wächst hier, da anpassungsfähig an die Feuchtigkeit und wegen des geringen Nährstoffangebotes.

Ein weiterer Baum ist die Flatter Ulme (ulmis laevis Pall.). Sie bevorzugt ebenfalls nährstoffarme Feuchtgebiete, Auwälder und Moore. Sie steht auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten.

Etliche Weidenarten durchmischen den Baumbestand.

 

Nutzungsbedingte Entwaldung, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, Trockenlegung der Randbereiche und Aufforstung mit Nadelgehölzen, veränderte den Baumbestand.

 

Laufende Projekte, Teile des Fichtenwaldes sollen wieder in den ursprünglichen Birkenwald „umgebaut“ werden, tragen zur Herstellung der ursprünglichen Vegetation bei.



In nördlicher Randlage breiten sich die Niedermoore  aus, mit einem das Moor in wechselnder Breite umgebenden Sumpfgürtel. Die charakteristische Grasvegetation besteht aus Kleinseggenriede (z.B. Schmalblättriges Wollgras, Grau-Segge,Sumpf-Blutauge, Sumpf-Kratzdistel, Fieberklee). Hier ist das Nährstoffangebot auf Basis der mineralischen Böden und des Wassereinflusses erhöht.

Wald-Engewurz, angelica sylvestris, Foto: ©KBenedickt
Wald-Engewurz, angelica sylvestris, Foto: ©KBenedickt
Moschusbock, aromia moschata, Foto: ©BSkribrny
Moschusbock, aromia moschata, Foto: ©BSkribrny
Wald-Engewurz, angelica sylvestris, Keilfleck Schwebfliege, eristalis pertinax, Foto: ©KBenedickt
Wald-Engewurz, angelica sylvestris, Keilfleck Schwebfliege, eristalis pertinax, Foto: ©KBenedickt
P1060154_1 Blattkäfer, chrysolina lucida, Foto: ©KBenedickt
P1060154_1 Blattkäfer, chrysolina lucida, Foto: ©KBenedickt

 

 

 

 

Der schwarz-blau-grün schimmernde Käfer, der einzige der Art „aromia“ in Europa, entwickelt sich in Frischholz. Er ist kein Schädling sondern wird allgemein als Besonderheit in der heimischen Insektenwelt angesehen. Der Bock-Käfer hatte sich ins hohe Grass verflogen und bemühte sich aus dem Stängelgewirr zu entkommen.


Blick über das Hochmoor, Foto: ©KBenedickt
Blick über das Hochmoor, Foto: ©KBenedickt
Moorauge, Moorkiefern pinus sylvestris f. turfosa, Foto: ©KBenedickt
Moorauge, Moorkiefern pinus sylvestris f. turfosa, Foto: ©KBenedickt

Im Hochmoor fällt das Moorauge, eine offenen Wasserfläche, in dem ansonsten eher ebenen Gelände auf. Der „Kolk“ ist ca 1,5 Meter tief, darunter liegt eine mehrere Meter mächtige Torfschlammschicht.

Rundblättriger Sonnentau, drosera rotundifolia, Foto: ©GSedlak
Rundblättriger Sonnentau, drosera rotundifolia, Foto: ©GSedlak
Rotes Torfmoos, sphagnum magellanicum, Foto: ©KBenedickt
Rotes Torfmoos, sphagnum magellanicum, Foto: ©KBenedickt
Rauschbeere, vaccinium uliginosum, Foto: ©KBenedickt
Rauschbeere, vaccinium uliginosum, Foto: ©KBenedickt
Rundblättriger Sonnentau drosera rotundifolia,  Moosbeere oxycoccos, Foto: ©KBenedickt
Rundblättriger Sonnentau drosera rotundifolia, Moosbeere oxycoccos, Foto: ©KBenedickt

Rechts und links vom Bohlenweg fanden wir die Besonderheiten der Moorpflanzen.

Gemeine Becher-Jungfer, enallagma cyathigerum C., Foto: ©GSedlak
Gemeine Becher-Jungfer, enallagma cyathigerum C., Foto: ©GSedlak
Gemeine Becher-Jungfer ,enallagma cyathigerum, Foto: ©BSkribrny
Gemeine Becher-Jungfer ,enallagma cyathigerum, Foto: ©BSkribrny

Zwei Libellenarten sichteten wir. Die größere von ihnen, vermutlich zwei Herbst-Mosaikjungfern sahen wir nur im Flug über dem Moorauge. 

Blick von der Thüringer Hütte, Foto: ©KBenedickt
Blick von der Thüringer Hütte, Foto: ©KBenedickt
Basaltstelen am Gangolfsberg, Foto: ©KBenedickt
Basaltstelen am Gangolfsberg, Foto: ©KBenedickt

Nach dem Mittagessen in der Thüringer Hütte, ehemals die  nördlichste DAV-Hütte Deutschlands, besuchten  wir noch die Basaltstelen am Gangolfsberg. Entlang eines Naturlehrpfades kann man  einige Formationen des Rhön-Vulkanismus bestaunen.

Bernhard Skribrny, Professor für Geologie, informierte uns spannend über die Entstehung des vulkanischen Gesteines Basalt. Die sechseckigen Stelen, angeordnet wie ein Bündel Bleistifte, entstanden vor ca 25 Millionen Jahren. Das zerbrechende Grundgebirge, die Vorphase der Entstehung unserer Mittelgebirge, gab Spalten und Klüfte frei, durch die das Magma an die Oberfläche dringen konnte. Die Ausrichtung der Stelen am Gangolfsberg ergabt sich, da das Magma aus einem senkrechten Schlot austrat, sie sind fächerförmig angeordnet. Erkaltet ein basaltischer Lavastrom (also fließendes Magma), so stehen die Stelen senkrecht.

 

Nach dem Ausflug in die Erdgeschichte suchten wir nochmal die Thüringer Hütte auf und genossen den leckeren Kuchen und die hausgemachten Windbeutel.

 

Nicht alle Moore in Deutschland sind, wie das Schwarze Moor, ein Natura-2000-Habitat das entsprechenden Schutz genießt. Immer noch werden in Deutschland jährlich Millionen Tonnen Torf aus Mooren abgebaut. Ein Beweis dafür erlebten wir, als wir die Thüringer Hütte verließen. Ein Moorbauer transportierte ein Ladung Torf auf seinem Fuhrwerk.

 

Bis zu 60% der in Hochmooren vorkommenden Pflanzen sind vom Aussterben bedroht. Grund ist nicht nur der Torfabbau sonder auch der Klimawandel mit zunehmender Trockenheit. Diesmal fanden wir das Moor doch sichtlich durchnässt vor, aber das ist nur ein momentaner Zustand. Es wird so verständlich, daß Moore zudem auch als CO-2-Senke erhalten und wieder vernässt werden müssen. So kann man den Treibhauseffekt in der Atmosphäre beeinflussen und ein faszinierendes Biotop erhalten.

 

Quellen: 

Textauszüge: wikimedia, National-Park Biosphären-Reservat bayrische Rhön

Text: K.Benedickt

Foto: K.Benedick, G.Sedlak, B.Skribrny