Grauspechte Exkursion zum NSG Bruchwiesen Büttelborn/Gross-Gerau

Die Bruchwiesen von Büttelborn, in der hessischen Altneckarschlinge gelegen, sind ein Niedermoor. Die Weißstorchkolonie am Landgraben war diesmal unser Ziel.

Wir begrüßten Dieter Günther, den ehemaligen NABU Vorsitzenden aus Münster/Hessen, als Gast.

Landgraben, Fopto: ©KBenedickt
Landgraben, Fopto: ©KBenedickt
Alter Weidenbestand, Foto: ©KBenedickt
Alter Weidenbestand, Foto: ©KBenedickt

Am Landgraben entlang wandernd, kamen wir schnell in den Bereich der Röhrichtflächen des Niedermoores. Sie sind mit etlichen Wassergräben durchzogen in denen sich Stockenten aufhielten.

Landgraben mit Biberdamm, Foto: ©KBenedickt
Landgraben mit Biberdamm, Foto: ©KBenedickt
Abflussrohr am Biberdamm, Foto: ©KBenedickt
Abflussrohr am Biberdamm, Foto: ©KBenedickt

Im Landgraben wurde erheblicher Aufwand für den Biberschutz und die Erhaltung der Bachaue getrieben. Drainagerohre, zur Regulierung des Wasserabflusses am Biberdamm, waren wegen des niedrigen Wasserstandes gut zu sehen.

Blick übers Niedermoor, Foto: ©KBenedickt
Blick übers Niedermoor, Foto: ©KBenedickt

In den Bruchwiesen, die als "hot-spot der Artenvielfalt" bezeichnet werden, gibt es ca. 120 nachgewiesene Brutvogelarten, so viele wie in ganz Hessen nicht. Hier in den ausgedehnten feuchten Wiesen und den angrenzenden Feldern gibt es zudem ein Wiedehopf- und ein Wachtelköniggebiet. 

Scharbockskraut, ficaria verna, Foto: ©KBenedickt
Scharbockskraut, ficaria verna, Foto: ©KBenedickt

Bereits im ersten Abschnitt des Weges war eine erste Frühlingspflanze, das Scharbockskraut, zu sehen. Ihr hoher Vitamin C-Gehalt wäre zur Vorbeugung vor Skorbut, der früheren  Seefahrer- mangelkrankheit, willkommen gewesen. Aus dem Begriff Skorbut entwickelte sich durch Lautverschiebung das Wort „Scharbok- (-skraut)“.

Sie gilt als phänologische Kernpflanze zur Bestimmung des Beginns der Vegetationsphase. Ihre Wurzelknollen, die bereits im Juni neu angelegt werden, sind die Voraussetzung für das frühe Wachstum. Gleichzeitig zieht sich die Pflanze auch schon wieder ein. Das Kraut eines anderen Frühblühers, Krokus oder Hyazinthe, nicht deutlich zu bestimmen, leuchtete grün aus dem noch fahlen Boden. Dieses Jahr ist die Natur noch nicht so weit wie in 2024.

P1070250 Schnatterente (ml, Prachtkleid), mareca strepera, Foto: ©KBenedickt
P1070250 Schnatterente (ml, Prachtkleid), mareca strepera, Foto: ©KBenedickt

Bei der Wanderung entlang des Baches konnten wir in den angrenzenden Tümpeln einige Wasservögel, vorwiegend Stockenten und Nilgänse beobachten. Ein Schnatterentenerpel flog lautstark vor uns davon. Er war schon im Prachtkleid und unterschied sich im silber-grauglänzenden Federkleid deutlich von den Stockenten.

Darüberhinaus ließen sich aber nur wenige andere Wasservögel blicken. Das Zwergsumpfhuhn ist hier die seltenste Art. Europaweit gibt es offenbar nur 10-15 Brutpaare. Der Langstreckenzieher war allerdings noch nicht aus den Winterquartier, dem Mittelmeerraum bzw. teils auch Südafrika, zurück gekehrt. Die größere Verwandte, die Wasserralle, war kurz an ihrem Ruf zu hören. Sie blieb unseren Blicken aber verborgen.

Wildschwein, sus scrofa, Foto:©HHerden
Wildschwein, sus scrofa, Foto:©HHerden

Ein Wildschwein lag verdeckt am Schilfrand und genoss die Sonne.

Buntspecht (ml) dendrocopos major, Foto: ©BStribrny
Buntspecht (ml) dendrocopos major, Foto: ©BStribrny

Singvögel waren ausser Rotkehlchen und vielen Meisen keine zu sehen. Der Zaunkönig ließ seinen Ruf entfernt hören. Zwei Buntspechte waren im Balzflug zwischen den Weiden zu beobachten.

Blick zum Storchennest, Foto: ©KBenedickt
Blick zum Storchennest, Foto: ©KBenedickt
Blick zur Storchenkolonie, Foto: ©KBenedickt
Blick zur Storchenkolonie, Foto: ©KBenedickt

Beeindruckend ist die Storchenkolonie sowie die Flächengröße der östlich gelegenen Feuchtwiesen und Röhrichtstreifen. Das Schilf wurde vor 100 Jahren noch geerntet und zu Matten geflochten, die für die Unterfütterung von Hauswänden dienten.

Weißstorch, ciconia ciconuia, Foto: ©KBenedickt
Weißstorch, ciconia ciconuia, Foto: ©KBenedickt
Weißstörche (ml,wl) ciconia ciconia, Foto: ©BStribrny
Weißstörche (ml,wl) ciconia ciconia, Foto: ©BStribrny
Weißstorch, ciconia ciconuia, Foto: ©KBenedickt
Weißstorch, ciconia ciconuia, Foto: ©KBenedickt
Weißstorch, ciconia ciconia, Foto: ©KBenedickt
Weißstorch, ciconia ciconia, Foto: ©KBenedickt

Weißstorch ciconia ciconia, Foto: @HSchwarting
Weißstorch ciconia ciconia, Foto: @HSchwarting
Weißstorch, ciconia ciconia, Foto: ©KBenedickt
Weißstorch, ciconia ciconia, Foto: ©KBenedickt

Östlich des Landwehrbaches haben die Störche in den hohen Weiden ihre Nester bezogen. Jedes Nest war schon besetzt, in einem feierte ein Paar gerade Hochzeit. Andere mußten wohl wegen fehlender freier Nester erst einmal auf anderen Bäumen in Lauerstellung bleiben. Der Streit um die Nistplätze war nachvollziehbar.


Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor  coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor  coypus, Foto: ©KBenedickt
Nutria, myocastor coypus, Foto: ©KBenedickt

In einem der Gräben, am Schilfbestand, erspähten wir eine Nutria. Später, an einem anderen Graben, konnten wir noch etliche der Nager sichten. Einige von ihnen überquerten entspannt den Fahrweg, um zu den Artgenossen zu kommen.


Ein kleines Areal mit hohem Baumbestand war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Ziegelgrube, die „Backstoahitt“ (Backsteinhütte). In den Bäumen nistet heute eine kleine Kolonie Störche. Die Grube wurde nach Stilllegung als Fischteich genutzt, jetzt ist sie ein Biotop.

Rohrammer(wl) emberiza schoeniculus, Foto: ©BStribrny
Rohrammer(wl) emberiza schoeniculus, Foto: ©BStribrny

Hier sichteten wir in hohen Bäumen eine Goldammer und eine weitere Ammerart, vermutlich eine Rohrammer. Etliche Rotmilane waren in der Luft, ein Turmfalke querte im Flug unseren Weg.

Erdhummel, bombus terrestris, Foto: ©KBenedickt
Erdhummel, bombus terrestris, Foto: ©KBenedickt
Admiral, vanessa atalanta, Foto: ©KBenedickt
Admiral, vanessa atalanta, Foto: ©KBenedickt

In den Gärten am Siedlungsrand genossen eine Erdhummel und ein Admiral die Sonne und den Saft an den Blüten des Winterschneeballs (viburnum x bodnantense).

 

Das Restaurant in Gross-Gerau, indem wir einkehrten, liegt hinter der Fasanerie, ein Areal bekannt für die große Anzahl weiterer Storchennester. Hier zog es aber nach dem Essen niemanden mehr hin. Dieter Günther hatte beim Essen die TeilnehmerInnen mit seinen Informationen über die Natur in der Lausitzer Heide, in deren Nähe er inzwischen wohnt, in den Bann gezogen.

 

Quellen:

 

Text: K.Benedickt, Wikipedia, NABU Büttelborn